The Berlin International Center for the Study of Antisemitism

Monat: Januar 2015

Gastbeitrag von OE: Vergangenheit darf nicht totgeschwiegen werden

Am 27. Januar 2015 jährt sich der Tag der Befreiung so vieler Menschen aus dem Konzentrationslager Auschwitz zum siebzigsten Mal.

In den folgenden Monaten 1945 wurden die Überlebenden auch aus den anderen Konzentrationslagern befreit.

Sechs Millionen Juden waren ermordet worden.

Welche das große Glück hatten, wieder frei zu kommen, wussten zwar, dass sie überlebt haben, jedoch wussten sie nicht, was sie nun erwartete.

Fanden sie vielleicht noch die Partnerin oder den Partner, waren da vielleicht noch Geschwister oder andere Verwandte, gab es noch vereinzelt einen guten alten Freund oder einen der damals in der NS-Zeit seltenen guten Kollegen oder der ganz wenigen ehemaligen hilfreichen Nachbarn?

Diese bangen Fragen wurden nicht immer schnell beantwortet. Oft vergingen Monate oder Jahre, oft fanden die Menschen, die das unvorstellbare Leid in den Konzentrationslagern überlebt hatten, kaum jemanden, der ihnen nahe stand. Wo war wer geblieben?

         Glückliches Wiedersehen

Anfang der 1950er Jahre ging ich in Düsseldorf mit meiner Mutter durch den Kaufhof. Vor der Uhren-Abteilung blieb meine Mutter plötzlich stehen, fasste mich am Arm und sagte:

„Da steht ein älterer Herr. Ich glaube, den kenne ich von früher. Vielleicht ist das Herr Dalibor !“

„Wer ist Herr Dalibor ?“, fragte ich meine Mutter.

„Herr Dalibor ist ein früherer Mitarbeiter im Uhrengeschäft, in dem ich bis 1938 gearbeitet habe. Ich habe ihn damals das letzte Mal gesehen ! Wenn es wirklich Herr Dalibor ist, würde ich mich sehr freuen ! Er ist Jude ! Ein sehr freundlicher Herr ! Ich muss unbedingt wissen, ob er es ist !“

Dann ging meine Mutter auf eine Verkäuferin in der Abteilung zu und fragte sie: „Der ältere Herr in Ihrer Abteilung: Ist das vielleicht Herr Dalibor ?“

Die Verkäuferin nickte überrascht. Meine Mutter bat sie: „Würden Sie bitte so freundlich sein und ihm sagen, dass hier die Inge steht ?“ Als die Verkäuferin ihm diese Mitteilung brachte, rief er ganz laut: Inge !!!

Dann lief er auf meine Mutter zu, breitete seine Arme aus und die beiden fielen sich um den Hals und lachten und sahen sich so glücklich an, als hätten sie aufeinander gewartet.

Ich stand abseits und konnte nicht anders als mitlachen. Welch ein glückliches Wiedersehen, welch eine Freude, welch eine Herzlichkeit ! Herr Dalibor und meine Mutter schienen die Welt um sich zu vergessen. Sie fassten sich bei den Händen und erzählten, was sie auf dem Herzen hatten, was sie erlebt und was sie erlitten hatten.

Herr Dalibor hat seine ganze Familie im KZ verloren und war froh, wenn wer ihm jetzt freundlich zugetan war.

Ich weiß nicht mehr, wie lange Herr Dalibor und meine Mutter da gestanden und sich gesagt haben, was dem anderen von Bedeutung sein musste.

Als sie sich verabschiedeten, war es, als sei ein Stück der alten Zeit wieder wach geworden, ein Stück der Zeit vor 1938 und vor der Zeit, als die Grausamkeiten im Lande zunahmen und die Menschen jüdischer Abstammung geächtet, verfolgt, drangsaliert, gepeinigt, geknechtet, geschunden und schließlich getötet wurden.

Ich erinnere mich, dass meine Mutter Herrn Dalibor später noch öfters gesehen hat. Es war wohl jedes Mal etwas Besonderes.

 

 

 

Auschwitz, 27. Januar 1945

Von Clemens Heni

Am 27. Januar 2015 wird in Auschwitz der 70. Jahrestag der Befreiung durch die Rote Armee der Sowjetunion (UdSSR) begangen. Während die Befreier von Auschwitz nicht vertreten sein werden, jedenfalls nicht mit dem russischen Staatspräsidenten Putin, wird die Täternation dabei sein. In einer aufgeheizten Stimmung in Europa und dem Westen wird so getan, als ob „Steven Spielberg oder die Amerikaner“ Auschwitz befreit hätten, wie es der Journalist und ZEIT-Korrespondent in Berlin Mark Schieritz auf Phönix im Fernsehen überspitzt auf den Punkt brachte und einforderte, doch gerade jetzt die Rolle Russlands bzw. der Sowjetunion zu würdigen bei der Niederschlagung Nazi-Deutschlands und der Befreiung von Auschwitz-Birkenau.

Götz Aly wiederum, das getätschelte enfant terrible der deutschen Mainstream-Geschichtswissenschaft, tut so als ob ihn die Nicht-Einladung Putins stören würde, dabei hat doch Aly durch seine eigene Forschung seit Jahrzehnten einer Ökonomisierung des Holocaust das Wort geredet („Vordenker der Vernichtung“), 2008 rot und braun analogisiert, Kritik am Springer-Konzern 1968 mit der Bücherverbrennung 1933 gleichgesetzt und somit geholfen, das antikommunistische und die Shoah trivialisierende Feld vorzubereiten, das heute gegen „die Russen“ zurückschießt.

Dabei ist dieser Jahrestag US-Präsident Barack Obama völlig wurscht, er hatte den Termin nicht eingeplant (woher hätte er von diesem für ihn x-beliebigen x-ten Jahrestag auch vorab wissen sollen?) und ist in Indien. Nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung wollen 81% der Deutschen nichts mehr vom Holocaust hören, den Blick in die schwarzrotgoldene Zukunft gerichtet.

Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) wird beim Gedenken in Auschwitz durch zwei ehemalige DDR-Bürger vertreten. Nachdem es mit dem „Triumph des Willens“ nicht in jeder Hinsicht klappte, siegt heute der „Triumph des guten Willens“ (Eike Geisel) auf allen Kanälen, die „Nationalisierung der Erinnerung“ hat oberste kulturindustrielle Priorität.[1]

Bundespräsident Gaucks Behauptung, die ganz normalen Deutschen hätten 1945 als „Befreiung“[2] verstanden, widerlegt er in seiner Autobiografie 2009 hingegen selbst: dort beschreibt er, wie er zu Weihnachten 1944 vom „Weihnachtsmann“ einen hölzernen Panzer bekommen hat, weil er „ohne zu haspeln“ ein Gedicht aufsagen konnte.[3] Seine Eltern fürchteten die Rote Armee und die Sowjets („Russen“) und sehnten keineswegs eine Befreiung – von was, dem antisemitischen, völkischen, nationalsozialistischen Selbst? – herbei. Gauck setzt nicht nur obsessiv und mit System die DDR mit dem Nationalsozialismus gleich, nein: er fantasiert zudem, die Nazis seien ganz wenige böse Leute gewesen, die das ‚deutsche Volk‘ beherrscht hätten.

Der Bundespräsident steht im Trend einer neuen, zukunftsträchtigen Verharmlosung des Holocaust. In seinen längst bekannten und dokumentierten Reden und Publikationen diminuiert Gauck den Holocaust gleich mehrfach: Er setzt den Nationalsozialismus mit der DDR gleich und banalisiert dadurch ersteren zu einem bloßen ‚Unrechtsregime‘; er unterstellt Kritikern, welche die Shoah in ihrer Präzedenzlosigkeit und Einzigartigkeit analysieren, einen „psychischen Gewinn“, womit die modernen Gottlosen ein ‚inneres Loch‘ stopften. Gauck ist als politischer Aktivist bei der Veröffentlichung des „Schwarzbuchs des Kommunismus“ (1998)[4], der „Prager Deklaration“ (2008) und der Initiative „23. August 1939“ (2009) an vorderster Front mit dabei. Angesichts der „Prager Deklaration“ und der Gleichsetzung von rot und braun sprechen Experten in Jüdischen Studien wie Alvin H. Rosenfeld aus USA vom „Ende des Holocaust“[5], was auch die kulturindustrielle Verkitschung Anne Franks betrifft und viele weitere Facetten der Trivialisierung und Universalisierung der Shoah.

In Auschwitz wurden ca. 1,3 Millionen Menschen industriell vernichtet, darunter ca. 1,1 Millionen Juden. Die Opfer des präzedenzloses, nie dagewesenen Verbrechens, werden durch Gauck geradezu verhöhnt, wenn dieser Mann davon redet, jene, die gerade den präzedenzlosen Charakter der Shoah betonten, würden das als „psychischen Gewinn“ in einer gottlosen Welt verbuchen.[6]

Man kann also super stolzdeutsch den „Antikommunismus“ hochleben lassen und de facto die Präzedenzlosigkeit von Auschwitz und die Alleinschuld des Nationalsozialismus am Zweiten Weltkrieg zerreden – ja, zerreden – wenn man es nur wirklich will. Und Richard Herzinger will es und tut es und Springer freut es. Damit entwirklicht Herzinger die historische Leistung der Roten Armee, am 27. Januar 1945 das KZ und Vernichtungslager Auschwitz befreit zu haben. Für ihn ist die Betonung der Leistung der Roten Armee reine Propaganda der Kommunisten, da Stalin schon vor der Shoah ähnlich schlimme Verbrechen begangen habe. Herzinger schreibt im Geiste von Ernst Nolte und natürlich dessen Enkel/Sohn Timothy Snyder (Yale), dem Bestsellerautor von „Bloodlands“, einem Gebiet mit über 14 Millionen Toten zwischen 1932 und 1945, das Snyder erfindet, um die Einzigartigkeit des Holocaust zu leugnen bzw. zu trivialisieren.

Es gibt ein Denkmal in Israel, das in Gedenken an die heroische Leistung der Roten Armee und der jüdischen Soldaten in der Roten Armee errichtet und 2012 eingeweiht wurde:

“This is an opportunity to thank the Red Army,” said Peres. “Had it not defeated the Nazi beast then it is doubtful we would be standing here today. In World War II the Soviet Union prevented the world from surrendering.”

Memorial für die Rote Armee in Netanya, Israel, 2012

Zum obsessiven Antikommunismus der Liberalen, Bürgerlichen, Konservativen und Reaktionäre kommt jedoch noch ein Element hinzu. Die Kritik am Islamismus und seiner Pro-Nazi-Geschichte ist bedeutsam, gerade in Zeiten des Jihad, des muslimischen Antisemitismus und der Islamischen Staates (IS). Doch man kann es auch unwissenschaftlich und politisch grotesk machen. Und dann geht es um Geschichtsklitterung und die Stilisierung des Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husaini, zum Obernazi, der Hitler erst zum Holocaust inspirieren musste. So schreiben die Nahostforscher Barry Rubin (1950–2014) und Wolfgang G. Schwanitz 2014 in einem Buch bei dem renommierten Verlag Yale University Press, es sei für Hitler bis zum Besuch von al-Hussaini am 28. November 1941 nicht klar gewesen, ob die Juden nur abgeschoben oder vernichtet werden sollten:

„But there was another consequence of the al-Husaini-Hitler meeting [28. Nov 1941, d.V.] to cement their alliance. A few hours after seeing the grand mufti Hitler ordered invitations sent for a conference to be held at a villa on Lake Wannsee. The meeting’s purpose was to plan the comprehensive extermination of all Europe’s Jews. Considerations of Muslim and Arab alliances, of course, were by no means the sole factor in a decision that grew from Hitler’s own anti-Semitic obsession. But until that moment the German dictator had left open the chance that expulsion might be an alternative to extermination.”[7]

Die beiden Autoren ignorieren großzügig nahezu die gesamte Holocaust- und Antisemitismusforschung, man denke nur an Hans Safrians Studien über Eichmann[8], Daniel J. Goldhagens Doktorarbeit über „Hitler’s Willing Executioners“ mit ihrem zentralen Satz „No Germans – No Holocaust“[9], oder Jochen Böhlers Dissertation „Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939“, in der er z.B. anhand von Bundesarchivakten Einträge von deutschen Soldaten dokumentiert, die in antisemitischer Diktion ihre Eindrücke beim Einmarsch in Polen 1939 zum Ausdruck brachten.[10] Auf diesem antisemitischen Feld baute später der Vernichtungskrieg der Wehrmacht gegen die Sowjetunion und die Juden ab Juni 1941 („Unternehmen Barbarossa“) auf.

Doch nun wie Rubin und Schwanitz den Großmufti al-Husaini, ein ausgewiesener Antisemit und Freund Hitlers, als Stichwortgeber für die „Endlösung“ herbei zu fantasieren, das entbehrt jeder Grundlage und desavouiert sowohl die Holocaust- wie die Islamismusforschung.

Bedeutend und von herausgehobenem Interesse sind hingegen die Erkenntnisse der jüngsten kritischen Antisemitismusforschung. In ihrer Studie „Antisemitismus im Reichstag. Judenfeindliche Sprache in Politik und Gesellschaft der Weimarer Republik“ analysiert die Historikerin Susanne Wein[11] erstmals die Protokolle der Reichstagsdebatten, bettet sie in die politische Kultur der Zeit ein und zeigt wie offen und auch codiert der Antisemitismus in der Weimarer Republik von rechts bis links und der Mitte war. Sie schreibt über Zeitungsberichte bezüglich eines der großen Skandale der Republik, den „Barmatskandal“ Ende 1924/1925, und die antisemitischen Implikationen:

 

„Die Artikel der Barmatskandalisierung verwenden das physiognomische antisemitische Stigma der großen Nase nicht explizit, doch z.B. der Satz ‚Kutisker […] riecht herum‘ zentriert auf das Olfaktorische und degradiert die Person wiederum zu einem Tier, das herumschnüffelt. Die Bildsprache rekurriert demnach neben dem vorherrschenden Bezug auf die Botanik auch auf identifizierende Metaphern aus der Zoologie. Drittens steckt Gestank im Bild des kranken Volkskörpers. Dieser hat je nach Dramatisierung des jeweiligen Artikels eine eiternde Stelle oder ist mit Eiterbeulen übersät und entsprechend gering werden die Heilungschancen eingeschätzt, wobei in jedem Fall sofort reagiert werden muss. Alle Artikel dieser Art beinhalten den dringenden Aufruf zum Handeln, um die Krankheit zu bekämpfen, bevor es zu spät ist und die drastischen Bilder greifen auf Vernichtungsvokabular zurück. Der korrumpierende ‚(ost-)jüdische‘ Kapitalist wird vermischt mit dem Bild des ‚fremden Ostjuden‘, der Seuchen einschleppe. Beide Figuren „hängen“ am bereits durch den Krieg geschwächten deutschen Volkskörper und ’saugen ihn aus‘. Dieses aggressiv-antisemitische Bild aus der Medizin, das ‚den Juden‘ als Erreger und Überträger von Krankheiten entmenschlicht und ihn zum lebensunwerten Parasiten macht, bewegte sich noch auf der verbalen Ebene, hatte jedoch eine Kompatibilität zur künftigen nationalsozialistischen Tat.“[12]

 

Diese Analyse ist entscheidend, um die Vorgeschichte von Auschwitz und der Shoah besser verstehen zu können. Das erklärt nicht Auschwitz, aber den Weg dahin.

Auch Forschungen über den auf die Vernichtung der Juden zielenden Antisemitismus eines Achim von Arnim in seiner Rede „Über die Kennzeichen des Judentums“, den er vor der „Christlich-deutschen Tischgesellschaft“ im Frühjahr 1811 gehalten hat, der von dem Literaturwissenschaftler Heinz Härtl als der „schlimmste antisemitische Text der deutschen Romantik“ bezeichnet wurde, worauf die Historikerin Susanna Moßmann hinweist, sind von enormer Relevanz.[13]

Hier zeigte sich das christliche deutsche „Abendland“ und jeder einzelne Teilnehmer und jede einzelne Teilnehmerin oder Sympathisant und kuschelnder, sie „ernst“ nehmender Gesprächspartner der völkischen PEGIDA (und verwandter)-Aufmärsche und des Extremismus der Mitte ist in Haftung zu nehmen für diese antisemitische Tradition im Geschwätz vom schönen deutschen „Abendland“. Und jene Anti-PEGIDAisten, die ihren Judenhass als Antizionismus kaschieren, sind die andere Seite des gleichen, heutigen Deutschlands. Verschwörungswahnsinnige agitieren immer häufiger auch offen gegen Juden, Geldwirtschaft oder das „Finanzkapital“.

Das sind nur einige Aspekte, die angesichts der 70. Wiederkehr der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz in den Blick zu nehmen wären.

Von einigen wenigen Forscherinnen abgesehen, sind es heute fast nur noch Satiriker, die in der Lage sind und die den Mut haben, die Realität in Worte zu fassen, hier die Satire-Redaktion von SpiegelOnline:

„Bundespräsident Gauck wird dagegen selbstverständlich bei der Gedenkveranstaltung vertreten sein. Schließlich waren es deutsche Soldaten, die sich den Okkupanten heroisch entgegenwarfen. Außerdem wären Auschwitz und somit auch alle damit verbundenen Feierlichkeiten ohne Deutschland niemals möglich gewesen.“

 

 

Für sachdienliche Hinweise und intellektuelle Inspiration danke ich Karl-Hans Wieser und Thomas Weidauer.

 

[1] Eike Geisel (1998): Triumph des guten Willens. Gute Nazis und selbsternannte Opfer. Die Nationalisierung der Erinnerung. Hg. von Klaus Bittermann, Berlin: Edition Tiamat.

[2] Joachim Gauck (2005a): Schuld und Schuldverarbeitung in Übergangsgesellschaften, in: Rektor der Universität Augsburg (Hg.) (2006), Gesellschaftspolitisches Engagement auf der Basis christlichen Glaubens. Laudationes und Festvorträge aus Anlass der Ehrenpromotionen von Prof. Dr. Andrea Riccardi und Dr. h.c. Joachim Gauck am 17. Juni 2005 an der Katholisch-Theologischen und an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg, Augsburg: Selbstverlag, 45–58, 52.

[3] Joachim Gauck (2009): Winter im Sommer – Frühling im Herbst. Erinnerungen, in Zusammenarbeit mit Helga Hirsch, München: Siedler, 21: „Weihnachten 1944 bestand ich meinen ersten öffentlichen Auftritt auf einer wahrscheinlich von der nationalsozialistischen Frauenschaft veranstalteten Weihnachtsfeier. Ich vermochte ein ganzes Weihnachtsgedicht aufzusagen, ohne mich zu verhaspeln und ohne zu stocken: ‚Von drauß, vom Walde komm ich her…‘ Der Weihnachtsmann war so gerührt, dass er versprach, nach der Feier noch bei mir zu Hause vorbeizukommen und mir ein spezielles Geschenk zu übergeben. Er hielt sein Versprechen: Ich bekam einen weiteren Panzer aus Holz.“ Wer sich im Alter so scheinbar wehmütig an die nazistischen Kriegszeiten erinnert, hat keine Distanz zur deutschen Geschichte. Denn das Narrativ wird nicht beispielsweise mit einer Reflexion gebrochen, was vierjährige jüdische Jungen und Mädchen zur gleichen Zeit erleben mussten.

[4] Stéphane Courtois (Hg.) (1997)/1998: Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Mit dem Kapitel „Die Aufarbeitung des Sozialismus in der DDR“ von Joachim Gauck und Ehrhardt Neubert, München/Zürich: Piper. Die Originalausgabe erschien 1997 in Paris bei der Editions Robert Laffont; Joachim Gauck (1998): Vom schwierigen Umgang mit der Wahrnehmung, in: Courtois (Hg.), 885–894.

[5] Alvin H. Rosenfeld (2011): The End of the Holocaust: Bloomington/Indianapolis: Indiana University Press.

[6] „Unübersehbar gibt es eine Tendenz der Entweltlichung des Holocaust. Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist. Offensichtlich suchen bestimmte Milieus postreligiöser Gesellschaften nach der Dimension der Absolutheit, nach dem Element des Erschauerns vor dem Unsagbaren. Da dem Nichtreligiösen das Summum Bonum – Gott – fehlt, tritt an dessen Stelle das absolute Böse, das den Betrachter erschauern lässt. Das ist paradoxerweise ein psychischer Gewinn, der zudem noch einen weiteren Vorteil hat: Wer das Koordinatensystem religiöser Sinngebung verloren hat und unter einer gewissen Orientierungslosigkeit der Moderne litt, der gewann mit der Orientierung auf den Holocaust so etwas wie einen negativen Tiefpunkt, auf dem – so die unbewusste Hoffnung – so etwas wie ein Koordinatensystem errichtet werden konnte. Das aber wirkt ‚tröstlich‘ angesichts einer verstörend ungeordneten Moderne. Würde der Holocaust aber in einer unheiligen Sakralität auf eine quasi-religiöse Ebene entschwinden, wäre er vom Betrachter nur noch zu verdammen und zu verfluchen, nicht aber zu analysieren, zu erkennen und zu beschreiben.“ (Joachim Gauck (2006): Welche Erinnerungen braucht Europa?, http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/Stiftungsvortrag_Gauck_fuer_Internet.pdf (eingesehen am 25. Januar 2015, S. 14f.)).

[7] Barry Rubin & Wolfgang G. Schwanitz (2014): Nazis, Islamists, and the Making of the Modern Middle East, New Haven: Yale University Press, ohne Seitenangabe (E-Book). Nun: Der Holocaust war Ende November 1941 längst im Gang, wie in der Ukraine in Babi Yar, unweit von Kiew, wo am 29./30. September 1941 in einem der größten Massaker der Shoah über 30.000 Juden ermordet wurden. In Litauen gab es Pogrome an den Juden noch bevor die Wehrmacht nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 überall angekommen war, wie erwähnt sind auch Morde an Juden im Zuge des Überfalls auf Polen 1939 Teil des Holocaust. Im Februar 2014 hat David Mikics den Autoren wegen dieser These, der Mufti habe Hitler quasi die Idee zur „Endlösung“ und zur Wannseekonferenz gegeben, scharf kritisiert. Schwanitz‘ Replik entkräftet die Kritik überhaupt nicht.

[8] Hans Safrian (1993)/1997: Eichmann und seine Gehilfen, Frankfurt a.M.: Fischer.

[9] Daniel Jonah Goldhagen (1996): Hitlers willige Vollstrecker: ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin: Siedler.

[10] Jochen Böhler (2006): Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939, Frankfurt a.M.: Fischer, 46–48.

[11] Susanne Wein (2014): Antisemitismus im Reichstag. Judenfeindliche Sprache in Politik und Gesellschaft der Weimarer Republik, Frankfurt a.M. u.a.: Peter Lang (Zivilisationen & Geschichte, hg. von Ina Ulrike Paul und Uwe Puschner, Band 30; zgl. Diss. FU Berlin 2012).

[12] Wein 2014, 197.

[13] Susanna Moßmann (1996): Das Fremde ausscheiden. Antisemitismus und Nationalbewußtsein bei Ludwig Achim von Arnim und in der »Christlich-deutschen Tischgesellschaft«, in: Hans Peter Herrmann/Hans-Martin Blitz/Dies. (1996): Machtphantasie Deutschland. Nationalismus, Männlichkeit und Fremdenhaß im Vaterlandsdiskurs deutscher Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, Frankfurt/Main: Suhrkamp Taschenbuch, S. 123–159, 152.

 

 

Eine, die es "geschafft" hat – Die pro-iranische Soziologin Naika Foroutan und die „jüdische Lobby“ in Amerika

 

„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Albert Einstein

 

 

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

 

Für die Soziologin Naika Foroutan war der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon ein „Staatsterrorist“, der frühere iranische Präsident Khatami, der von Israel als einem „krebshaften Tumor“ spricht, ein wundervolles Zeichen für einen „Kulturdialog“ des Islams mit dem Westen. Der 11. September wird von Foroutan rationalisiert, da die „Erniedrigung der Palästinenser“ Movens gewesen sei. So steht es in ihrer Dissertation von 2004. 2010 pushte Maybrit Illner die Agitatorin, Anfang Januar 2015 kam die „Expertin“ Foroutan zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Zick in der Hauptausgabe der Tagesschau zu Wort, da sie sich gegen den Rassismus und Nationalismus von PEGIDA wende. Doch Andreas Zick von der Amadeu Antonio Stiftung scheint gar nicht zu wissen, mit wem er es bei Foroutan zu tun hat. Auf der Homepage zum 50jährigen Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen wird Foroutan auch publiziert. Foroutans Doktorvater an der Universität Göttingen, der bekannte Politologe Bassam Tibi, scheint ihre Arbeit womöglich nicht en detail gelesen zu haben. Oder teilt er ihre Ideologie?

Das Beispiel der Soziologin Naika Foroutan, stellvertretende Leiterin des angesagten Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung an der Humboldt Universität (HU) Berlin, kann exemplarisch zeigen, dass gerade auch Migranten, die es „schaffen“, die sehr gut gebildet sind und einen tollen Job im Mainstream der Gesellschaft haben, politisch zu kritisieren sind wie alle anderen, die es „schaffen“.

Damit soll der Fokus verschoben werden: es geht nicht immer nur um jene, die als „Versager“ oder Vertreter eines „Terrors der Verlierer“ (Der Spiegel) dastehen, wie Kämpfer des Islamischen Staates (IS) oder die Jihadisten von Paris. Denn als „Versager“ werden jene von den großen Medien und im Diskurs gesehen. Es gilt aber ebenso einen Blick auf die Sieger zu wagen. Technische Teile für Atombomben in Iran werden von jenen Ingenieuren entwickelt, die es „geschafft“ haben und nicht von „Versagern“ oder „Verlierern“, wobei zivilisationskritisch „Versager“ ein ganz problematischer Begriff ist. Eher ginge es um jene, die nicht ganz mitgekommen sind mit dem Fortschritt oder dem Leben, aus welchen Gründen auch immer. Doch das wäre ein eigenes großes Sujet, das hier nicht vertieft werden kann. Jihadisten haben die Wahl zwischen Töten und Nicht-Töten und es ist eine bewusste Entscheidung für das Töten der „Ungläubigen“ oder vom Glauben „Abgefallenen“ etc.

Grob gesagt geht es um Folgendes, der Journalist Michael Miersch hat das am 20. Januar 2015 in seinem Abschiedsschreiben an die Leserinnen und Leser und vor allem seine beiden Ex-Kollegen des Autorenblogs Achgut (Henryk M. Broder und Dirk Maxeiner), den er selbst mit gegründet hat vor fast 11 Jahren, so in Worte gefasst:

„Das politische Spektrum in Deutschland verengt sich auf zwei Pole: Die, die ein Problem mit dem Islam abstreiten und am ‚Elefanten im Zimmer‘ vorbei gucken. Und die, deren Antwort auf die islamische Herausforderung lautet: Scharen wir uns um Kreuz und Fahne und verteidigen wir unsere deutsche Identität.“

Erste Position trifft auf Naika Foroutan zu und viele andere, letztere auf Mierschs Kollegen Henryk M. Broder und dessen Umfeld.

Mehr noch: Naika Foroutan ist eine Kritikerin von Thilo Sarrazin und das könnte sie ja zu einer sympathischen Zeitgenossin machen. Sie tut jedoch so, als ob „der Islam“ oder „die Muslime“ das Hauptthema von Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ seien. Wer das Buch gelesen hat, weiß jedoch, dass es nur am Rande um Muslime geht. Doch nicht nur ihre „Zahlenspiele“ zeigen ihre Konfusion an, vielmehr merkt sie gar nicht, dass es bei Sarrazin um Stolz auf Deutschland geht, um die Ex-Nazi-Bürokraten, die in den 1950er Jahren das Land wieder „aufbauten“. Sarrazin hasst Menschen, die HartzIV beziehen und diffamiert nicht-promovierte wie promovierte Sozialhilfebezieher, wenn diese sich beschweren über zu wenig Heizgeld, möge doch ein zweiter Pulli reichen. Um den Islam geht es im Millionenbestseller des Möchtegern SPD-Stars „Deutschland schafft sich ab“ nur am Rande. Dafür hantiert Sarrazin mit dem philosemitischen Antisemitismus und findet Juden ganz besonders super schlau. Und Intelligenz sei vererbbar etc. Das ganze gegenaufklärerische Programm wird ausgebreitet, auf sprachlich ziemlich desolatem Niveau.

Foroutan wiederum ist stolz auf viele Türken mit Abitur. Bildung ist auch wichtig, ja. Ein unterbelichteter Aspekt ist jedoch: sind nicht gerade die gebildeten Leute, ob nun „biodeutsch“ oder nicht, das Problem, wenn es um Antisemitismus, Antiamerikanismus und die Verharmlosung des Islamismus geht?

Sind nicht viele mit Abitur wie Hochschuldozenten im Bereich Islamwissenschaft gerade Teil des Problems? 2010 rezensierte ich Sarrazins Buch für die Zeitschrift „Tribüne“ und schrieb:

„Es geht Sarrazin um Deutschland, nicht um Islamismus. Ginge es ihm um letzteren, dann würde er die herrschende Elite an Unis, Think Tanks, in der Politik, den Medien etc. angreifen müssen. Es geht dem Sozialdemokraten um die bessere Verwertung der Menschen im System. Nur wer arbeitet, soll auch essen, ein Spruch, den wir aus der deutschen Geschichte allzu gut kennen. Was letztlich in den Fabriken, den Call-Centern, den Bürovielzweckgebäuden und easy-listening-Großraumbüros so produziert wird, die Ware, ist völlig egal. Kritik ist notwendig, nicht Lob fürs deutsche Gymnasium, dem diejenigen die für die nationale wie Weltlage mit verantwortlich sind, jene die mit Iran Geschäfte machen, den Jihad gewähren lassen und Antisemitismus auf unterschiedlichster Stufe und in vielfältigster Form produzieren oder verharmlosen, entspringen. (…) Das Buch von Sarrazin hat gar nicht die Intention Jihadismus und Islamismus zu kritisieren, das ist nur ein kleines Nebenprodukt in einem seiner Kapitel. Dies haben offenbar weder Verteidiger noch Gegner verstanden. Es geht ums Kinderkriegen, um die deutsche Volksgemeinschaft der Intelligenten. Es geht um störungsfreien Betrieb im sozialdemokratischen Musterland. Es geht um Hierarchie, stolze Traditionen, um Ethno-Nationalismus und um ‚Wanderers Nachtlied‘, nicht um Reflexion und Kritik an Islamophilie, Antisemitismus und deutschen Traditionen, die zur deutsch-islamischen Liebe von Hitler und dem Mufti führten.“

Das wäre also eine Kritik an Sarrazin, die sich nicht auf Zahlenspiele oder Statistiken kapriziert, wie Foroutan es tut. Sie und ihre sechs Kolleginnen und Kollegen, die im Dezember 2010 eine Broschüre über Sarrazin publizierten, gehen mit keinem Wort auf den Antisemitismus und verwandte Ideologeme bei Sarrazin ein. Sie haben nicht bemerkt, dass Sarrazin in der Einleitung seines Buches den Islam nicht einmal touchiert, da er für seine Agitationsschrift nicht zentral ist. Unterm Strich sind beide stolz auf Deutschland, Sarrazin in der völkischen Variante, Foroutan in der den Jihad trivialisierenden Variante. Foroutan schreibt 2011 in einer Projektbeschreibung für ihr „Heymat“-Projekt an der Humboldt-Universität Berlin:

„Während internationale Konfliktereignisse wie der 11. September, der Afghanistan-Konflikt, der Irak- oder der Libanon-Krieg, samt der täglichen Berichterstattung über Terroranschläge islamistischer Fanatiker, die außenpolitische Ebene dominieren, findet auf der nationalen Ebene eine schleichende gesellschaftliche Vergiftung statt. Begriffe wie Parallelgesellschaft, Home-Grown-Terrorism, Hassprediger, Zwangsehe und Ehrenmord überlagern die Wahrnehmung der Mehrheitsgesellschaft zum Thema Islam und führen zu ansteigender Islamophobie und anti-muslimischem Rassismus.“

Sorge vor jihadistischer Gewalt hört sich irgendwie anders an.

In einer 2011 erschienenen Festschrift für Bassam Tibi schreibt die Autorin:

„Zu der Angst vor einem ‚Zivilisationsfeind‘ Islam gesellt sich die These der Bedrohung durch ‚Schurkenstaaten‘ wie z.B. Iran als Legitimation erneuter weltweiter Verteidigungs- und Aufrüstungsbereitschaft.“

Naika Foroutan Dissertation 2004

Foroutans Dissertation aus dem Jahr 2004 – Kulturdialoge zwischen dem Westen und der islamischen Welt. Eine Strategie zur Regulierung von Zivilisationskonflikten – deutet bereits an, in was für eine problematische Richtung ihre Forschung geht. Foroutan geht von der zentralen Bedeutung von „Kultur“ für die ganze Welt aus und schreibt angesichts des War on Terror, den sie ablehnt:

„Kulturdialog wird der regulative Grundsatz der post-bipolaren Weltordnung sein, trotz anachronistischer Überlebenskämpfe der neokonservativen Politik oder gerade deswegen.“

So beendet Foroutan ihre Arbeit und plädiert für den „Kulturdialog“, so als ob al-Qaida, die führende jihadistische Kraft im Jahr 2004, als die Studie beendet bzw. publiziert wurde, an einem solchen Dialog Interesse hätte. Und was für einen essentialistischen oder kulturrelativistischen Kulturbegriff hat die Autorin? Sie benutzt den schwammigen Begriff „Dialog“ nur dafür, auf alle Fälle eine militärische Antwort auf jihadistischen Massenmord zu verhindern. Für die Autorin sind Muslime und der Islam im Fokus des Westens und sie möchte keinen Krieg gegen den Jihad, sondern interzivilisatorischen Dialog, einen Dialog zwischen den Zivilisationen, vor allem der muslimischen mit dem Rest der Welt – als ob der Jihad oder Islamismus eine Kultur unter anderen sei und nicht der Feind jedes Dialogs, was vor allem für die Islamische Republik Iran gilt, die Foroutan wiederum besonders am Herzen liegt.

 

Tibis Schülerin verharmlost und rationalisiert die Terrorangriffe auf Amerika vom 11. September 2001 in vielerlei Hinsicht und sucht permanent Gründe für den „islamischen Fundamentalismus“. Dabei verwechselt sie auch Hass auf den Westen mit aufklärerischer Kritik aus dem Westen am Westen und schreibt:

„So argumentierten fundamentalistische Denker des Islam wie Seyyed Qutb oder Hassan al Turabi, sie wollten von der liberalen Regierungsform, wie sie der Westen propagiert abweichen. Sie sahen die liberale Regierungsform des Westens als gescheitert an, da sich nach Ihrer Ansicht die moderne westliche Gesellschaft offensichtlich in einer Krise befindet. Hier finden sich Parallelen zu Ideen der französischen Existentialisten, ebenso wie zu Vorstellungen deutscher Philosophen, wie Horkheimer oder Heidegger.“

Die Nachwuchsforscherin setzt islamistische, antisemitische Vordenker des weltweiten Jihad wie Sayyid Qutb und Nazis wie Martin Heidegger mit einem Dialektiker und kritischen Theoretiker wie Max Horkheimer gleich. Das ist an Perfidie schwer zu überbieten: Nur zufällig – weil er rechtzeitig fliehen konnte – überlebte der Jude Horkheimer den Holocaust. Man merkt auch wie wenig wissenschaftliche Ahnung sie von der Kritischen Theorie hat, die den Westen und die Aufklärung in der Kritik verteidigte, während Heidegger oder Qutb antiwestliche Hetzer waren.

 

Es kommt noch heftiger. Foroutan rechtfertigt den Antizionismus der arabischen Welt und fantasiert in ihrer Dissertation von einer „jüdischen Lobby“, die die USA dazu gebracht habe, im September 2001, vor 9/11, die so genannte UN-Antirassismuskonferenz im südafrikanischen Durban zu boykottieren. Foroutan schreibt in ihrer Doktorarbeit:

„Hier drängt sich für die islamische Welt, die in der Palästinafrage sehr sensibilisiert ist, die Frage auf, welche Macht die jüdische Lobby in den USA tatsächlich hat, wenn sie die Supermacht dazu bringen kann, eine Teilnahme an einer UN-Konferenz abzusagen, weil Israel dort kritisiert werden sollte.“

Wer von der „jüdischen Lobby“ und der imaginierten Macht der Juden daher redet, bedient eine typisch antisemitische Denkfigur. „Der“ Jude stecke hinter Amerika, wie es schon die Nazi-Propaganda sah, man denke nur an Johann von Leers Hetzschrift „Kräfte hinter Roosevelt“ von 1940. Für Naika Foroutan scheint es denkunmöglich, dass sich Politiker aus eigenen Stücken gegen antirassistisch verkleideten Antisemitismus wie auf der Durban-Konferenz wenden. Es muss schon die „jüdische Lobby“ dahinter stehen. Foroutan versteckt sich dabei hinter dem Ausdruck „islamische Welt“, womit sie wiederum essentialistisch die gesamte islamische Welt als pro-palästinensisch, antiamerikanisch und antiisraelisch präsentiert. „Die“ islamische Welt würde von der „jüdischen Lobby“ schwadronieren. Damit homogenisiert sie gerade „die“ islamische Welt, eine Homogenisierung, die sie sonst liebend gern den Islamismuskritikern unterstellt.

Johann von Leers gegen die „jüdische Lobby“, 1940

 

Kein Wunder, dass Foroutan den Massenmord von 9/11 rationalisiert – wohlgemerkt, so steht es nicht etwa auf einem Blog, sondern in der von Bassam Tibi angenommenen und mit einem überschwänglichen Vorwort gewürdigten Dissertation von Foroutan:

„Noch schmerzlicher mussten die USA diese Erfahrung jedoch am 11. September 2001 machen, als die Terrorakte der islamischen Fundamentalisten das Land heimsuchten. Nicht nur in der islamischen Welt wurde dabei eine direkte Verbindung zu der Erniedrigung der Palästinenser durch den Staatsterror Scharons in Israel hergestellt, auch in Europa und den USA wurde ein solcher Zusammenhang erkannt.“

Sie bezieht sich in ihrer Studie mehrfach auf Muhammad Khatami, den zum Zeitpunkt ihrer Dissertation amtierenden iranischen Präsidenten:

„Auch Kofi Annan und der iranische Staatspräsident Mohammad Chatami gelten auf internationaler Ebene als Wortführer des Dialogs zwischen den Zivilisationen. Der Begriff Kulturdialog bleibt in diesen Werken immer ein moralischer, normativer Begriff, was mit dem folgenden Zitat Chatamis verdeutlich wird.“

Diese Lobhudelei eines Islamisten wie Khatami gereicht zum Doktortitel einer deutschen Universität. Sie erwähnt den Antisemitismus Khatamis nicht. Unter seiner Präsidentschaft gewährte Teheran „nicht nur [Jürgen, d.V.] Graf Asyl, sondern auch Wolfgang Frölick [Fröhlich, d.V.], einem österreichischen Ingenieur, der vor Gericht unter Eid aussagte, dass Zyklon-B nicht zum Töten von Menschen benutzt werden konnte“, wie der Islamforscher George Michael in der Fachzeitschrift Middle East Quarterly 2007 schrieb.

 

Für Naika Foroutan ein gutes Beispiel für den „Kulturdialog“ von Islam und dem Westen? Antizionistischer Antisemitismus bei Khatami im Jahr 2000

Im Dezember 2000 nannte Khatami Israel einen zu beseitigenden „krebshaften Tumor“, und am 24. Oktober 2000 hatte Khatami im iranischen Staatsfernsehen erklärt, die islamische Welt solle sich auf eine harte Konfrontation mit dem „zionistischen Regime“ einstellen. 2011 spricht Foroutan nicht etwa vom Jihad und der Gefahr des Islamismus für Juden oder den Westen, nein, die Muslime seien die armen Opfer einer „zivilisatorischen Abgrenzungsrhetorik“.

 

Foroutans Doktorarbeit wurde prämiert, was als Resultat einer politischen Kultur des Antiamerikanismus und Antizionismus sowie einer Abwehr von Kritik am Islamismus nach 9/11 nicht verwundert:

„02/2006 Preisträgerin des Friedrich-Christoph-Dahlmann-Preises 2006, verliehen von der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität-Göttingen für die beste Dissertation 2005. 11/2005 Preisträgerin des Forschungspreises 2005 für Auswärtige Kulturpolitik der Alexander Rave Stiftung, verliehen vom Institut für Auslandbeziehungen ifa.“

 

Sie derealisiert jeglichen Aufruf zum Mord an den ‚Ungläubigen‘ von Seiten des Iran, der Islamisten und Jihadisten, wenn sie 2011 schreibt:

„Im Westen gilt die viel verbreitete Meinung, dass der Krieg der Islamisten gegen die Werte der westlichen Welt gerichtet sei, sprich gegen Pluralismus, Demokratie, Freiheit und offene Gesellschaften. In der islamischen Welt ist man vielfach der Überzeugung, der Terror richte sich gegen Fremdherrschaft, Korruption, versteckte Kriegstreiberei, Unterstützung diktatorischer Regime, Ausbeutung der islamischen Länder aus machtpolitischen und energiepolitischen Motiven und zer­fallende moralische Strukturen – daher distanzieren sich viele Muslime auch nicht so eindeutig von den Terroranschlägen.“

Damit rechtfertigt die Forscherin die klammheimliche und auch offene Schadenfreude zahlreicher Muslime über 9/11. Die Liebe zum Islam und zum Tod, die Mohammed Atta und seine jihadistischen Freunde motivierte, schockiert Foroutan anscheinend nicht. Sie rationalisiert den Islamismus und den Jihadismus, das heißt: Sie sucht rationale Gründe für das irrationale Morden. Sie möchte verstehen, wo nichts zu verstehen ist. Gegen welche „Fremdherrschaft“ richteten sich die Jihadisten in Paris im Januar 2015, die die Redaktion von Charlie Hebdo massakrierten und Juden in einem jüdischen Supermarkt ermordeten?

Hauptsache schwarzrotgold

Die deutsch-israelische Homepage aus Anlass von 50 Jahren deutsch-israelische diplomatische Beziehungen. Der Kern scheint zu sein, möglichst viele deutsche Fahnen unterzubringen und den deutschen Nationalismus als „koscher“ zu präsentieren.

 

Für ihre den Jihad trivialisierenden, entwirklichenden, als Phänomen sui generis leugnenden und den antizionistischen Antisemitismus fördernden Einsatz wird Foroutan nun (im September 2014) auf der Homepage der Israelischen Botschaft in der Bundesrepublik, dem israelischen Außenministerium, der Deutschen Botschaft Tel Aviv, dem Auswärtigen Amt und dem Goethe Institut anlässlich des 50. Jahrestages des Beginns der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen publiziert. Dort ist sie ganz euphorisch ob des (anscheinend) extrem hohen Anteils der Kleinkinder unter sechs Jahren in Frankfurt am Main mit einem migrantischen Familienhintergrund. Sie fordert einen neuen deutschen Nationalismus („Der lange Weg zum neuen deutschen Wir“), der gerade auf den migrantischen Anteil setzt. Sie ist auf ihr Herkunftsland Iran so stolz wie auf Deutschland; Amerika und Israel mag sie dagegen gar nicht, zumindest nicht, solange sie den Jihad bekämpfen (George W. Bush, Ariel Scharon).

 

Mit ihrem Hype um Fußball und das WM-Jahr 2006 macht sich Naika Foroutan gerade gemein mit dem deutschen rassistischen Mainstream, somit hat sie geholfen PEGIDA Mainstream werden zu lassen mit ihren schwarzrotgoldenen Fahnenmeeren, die direkt vom Sommer 2006, den Foroutan so liebt, herrühren. Nicht der Hauch einer Analyse oder Kritik am sekundären Antisemitismus, der mit deutschem Nationalismus immer einhergeht. Foroutan bejaht das nationale Apriori des Sommers 2006, ganz ähnlich wie Matthias Matussek, der Schriftsteller Georg Klein oder fast alle andere Deutschen.

 

Hauptsache nationalistisch und schwarz-rot-gold

Der Kern von Naika Foroutans Ideologie jedoch ist die Abwehr der Islam- und Islamismuskritik, ihr Verhöhnen der Opfer des 11. September 2001 und ihr Ressentiment gegen Ariel Scharon und die israelische Abwehr des Judenhasses. Auch hier, beim Antiamerikanismus und Israelhass, hat Naika Foroutan bei PEGIDA viele Gesinnungsgenossen. Foroutans Rede von der „jüdischen Lobby“ schließlich zeigt, wie verbreitet Antisemitismus im deutschen Mainstream an den Universitäten ist. Er wird einfach goutiert.

 

Das sind wahrlich gute Gründe für die Israelische Botschaft in Deutschland sowie das Auswärtige Amt Naika Foroutan als gelungenes Beispiel für Integration zu nehmen und ihr im 50. Jahr der deutsch-israelischen Beziehungen eine Plattform zu bieten.

 

 

 

Der Verfasser promovierte 2006 an der Universität Innsbruck mit einer Arbeit unter dem Titel „Ein völkischer Beobachter in der BRD. Die Salonfähigkeit neu-rechter Ideologeme am Beispiel Henning Eichberg.“ (Gutachter: Prof. Dr. Anton Pelinka, Prof. Dr. Andrei S. Markovits.)

Efraim Zuroff: Putin sollte zur Gedenkveranstaltung nach Auschwitz eingeladen werden

Putin sollte zur Gedenkveranstaltung nach Auschwitz eingeladen werden

 

Von Efraim Zuroff

 

Dr. Efraim Zuroff, Leiter des Jerusalemer Büros des Simon Wiesenthal Centers

Es dauerte nicht lange, bis das so viele Menschen weltweit mit den Demonstrierenden in Paris verbindende Gefühl vom letzten Sonntag sich wieder verflüchtigte. Man musste sich nur die ersten beiden [medial so produzierten, d.Red.] Reihen der Solidaritätsdemonstration anschauen. Neben den vielen normalen Pariser Bürgern, die dabei waren, den Terroropfern ihren Respekt zu zollen, gab es auch Staatsoberhäupter und Würdenträger, deren Menschenrechtspolitik sie automatisch hätte disqualifizieren müssen. Ich denke dabei an Mahmoud Abbas, den jordanischen König Abdullah II, den türkischen Premierminister Ahmet Davutoglo und den russischen Außenminister Sergey Lavrov, die zu den offenkundigsten Beispielen dieser Art gehören.

Ironischerweise wurde ich just in dem Moment, als ich darüber nachdachte, von einem Journalisten kontaktiert, der wissen wollte, wie ich dazu stehe, dass Vladimir Putin keine „offizielle diplomatische Einladung“ von Polen zu den Gedenkfeierlichkeiten aus Anlass des 70. Jahrestages der Befreiung des Todeslagers Auschwitz-Birkenau erhalten habe, einer Veranstaltung an der viele politischen Führungspersönlichkeiten teilnehmen werden.

Im Gegensatz zu den unwürdigen politischen Führern beim Pariser Protestmarsch letzten Sonntag, die keinerlei Referenzen haben, wenn es um die Rede- und Religionsfreiheit geht, ist der russische Präsident ein ganz besonders wichtiger Gast der bevorstehenden Gedenkveranstaltung. Sie erinnert an die Befreiung des größten der Vernichtungslager der Nazis, in dem ungefähr 1,3 Millionen Menschen ermordet wurden, darunter ungefähr 1,1 Millionen Juden.

Schließlich war es die Rote Armee, die Auschwitz befreite und das Massenmorden in diesem Lager beendete – Auschwitz ist zu einem Symbol der Tragödie des Holocaust geworden. Es waren die sowjetischen Kräfte, die so eine bedeutende Rolle in der endgültigen Niederschlagung des Dritten Reiches spielten. Wer weiß, wie viel länger der Zweite Weltkrieg ohne die enormen Leistungen und Opfer der Sowjetunion gedauert hätte.

In anderen Worten, wenn es jemand verdient hat, an der Gedenkveranstaltung in Auschwitz teilzunehmen, dann ist es Vladimir Putin.

 

Die Gründe, ihn nicht einzuladen, sind augenscheinlich die gegenwärtigen Spannungen zwischen der Europäischen Union und Russland bezüglich der Annexion der Krim und der andauernden Unterstützung für die Aufständischen in der östlichen Ukraine, die in der Tat ein schwerwiegendes Problem darstellen. Im Hintergrund könnte es aber vielmehr um die ideologischen Gründe gehen, die uns direkt in die bittere Debatte zwischen Russland und dem postkommunistischen Osteuropa über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust führen. Seitdem die baltischen und viel andere osteuropäische Staaten die Mitgliedschaft in der EU und der NATO bekamen, erleben wir eine systematische Kampagne, die die Einzigartigkeit des Holocaust unterhöhlen möchte und die Lüge von der Gleichheit zwischen Nazi-Deutschland und den kommunistischen Regimes verbreitet. Die Motivation dahinter ist offenkundig, da die Kollaboration mit den Nazis von vielen osteuropäischen Ländern die direkte Beteiligung am Massenmord bedeutete.

Wenn diese neuen EU- und NATO-Länder wählen müssen zwischen einem solchen Täterland oder einem Opferstatus, dann ist klar, was die neuen Demokratien bevorzugen. Anstatt sich mit der blutigen eigenen Geschichte im Holocaust zu befassen, ziehen sie es vor, ihre eigenen Leiden unter der Herrschaft der Sowjets und Kommunisten zu betonen und ihre eigenen Freiheitskämpfer gegen den Kommunismus zu glorifizieren, auch wenn diese am Massenmord an den Juden im Holocaust beteiligt waren.

Die Anwesenheit Putins bei der Zeremonie in Auschwitz wäre eine starke Erinnerung an die Identität der Befreier des Lagers, eine Tatsache, die die osteuropäischen EU-Mitglieder vergessen wollen. Dieses Vergessen wäre jedoch nicht die angemessene Art und Weise, des 70. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz zu gedenken.

An diesem Tag muss die Botschaft lauten, dass das „Dritte Reich“ nur durch die Kooperation aller Anti-Nazi-Kräfte besiegt werden konnte. Dazu mussten zeitweise politische und ideologische Differenzen beiseite geschoben werden, um die existentielle Bedrohung der Welt durch Nazi-Deutschland zu bannen.

Und das sollte eine Lektion sein, wie wir auch heute mit der gegenwärtigen Gefahr für die westliche Welt durch den jihadistischen Islam umzugehen haben.

 

Efraim Zuroff ist der Hauptnazijäger des Simon Wiesenthal Centers (SWC) und der Direktor des israelischen Büros des SWC. Sein letztes Buch ist Operation Last Chance. Im Fadenkreuz des „Nazi-Jägers“ Efraim Zuroff, 2. Aufl. Münster 2013. Seine Homepage ist www.operationlastchance.org, bei Twitter kann man ihm unter @EZuroff folgen.

 

Das Original dieses Textes erschien am 14. Januar 2015 hier. Aus dem Englischen von Dr. Clemens Heni, Direktor des Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA).

Pinchos Fridberg: Russland sollte zum Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 70 Jahren eingeladen werden

Russland sollte zum Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 70 Jahren eingeladen werden

 

Von Pinchos Fridberg

 

Das 70. Jubiläum der Befreiung von Auschwitz ist eine weitere Gelegenheit, an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern und sie zu ehren. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass der Ort, an dem ungefähr eineinhalb Millionen Menschen ermordet wurden, die meisten von ihnen Juden, nicht zum Schauplatz politischer Auseinandersetzungen werden darf.

Ich schreibe dies als ein Mensch, der wie durch ein Wunder den Holocaust überlebt hat, der mir meine Großeltern nahm und 28 weitere Familienmitglieder. Die meisten von ihnen wurden in Ponár (Paneriai) ermordet, doch es ist möglich, dass einige von ihnen nach Auschwitz geschickt wurden.

Die Eltern des Autors: Bescheinigung der Roten Armee für Chana Fridberg durch das Hauptquartier in Burlo-Tubinsk, dass ihr Ehemann Shaye Fridberg am 19. Dezember 1941 als Gefreiter in die Armee eingezogen wurde und dass sie Zugang hat zu den Privilegien, die Angehörigen aktiver Armeeangehöriger gewährt werden.

Um es ganz klar zu sagen: Ich bin kein Unterstützer Putins. Doch ich war entsetzt von der Nachricht zu hören, dass „die jüdische Gemeinschaft der Tschechischen Republik die Entscheidung von Präsident Milos Zeman ablehnt, seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin zu den Gedenkfeiern einzuladen, mit denen an die Befreiung von Auschwitz vor 70 Jahren erinnert werden soll“.

Man sollte nicht nach dem Prinzip leben, „der Zweck heiligt die Mittel“.

Der Vater des Autors: Bescheinigung der Roten Armee über eine Behandlung des Soldaten Shaye Fridberg nach einer Verwundung in einem Hospital (Militäreinheit 18762), die vom 26. Oktober 1943 bis zum 24. April 1944 dauerte. Shaye Fridberg wurde nach der Genesung zum weiteren Dienst an der Front entlassen.

Der Vater des Autors: Bescheinigung der Roten Armee über eine Behandlung des Soldaten Shaye Fridberg nach einer Verwundung in einem Hospital (Militäreinheit 18762), die vom 26. Oktober 1943 bis zum 24. April 1944 dauerte. Shaye Fridberg wurde nach der Genesung zum weiteren Dienst an der Front entlassen.

Doch lassen Sie mich an diese Schlagzeile erinnern: Im Kampf gegen den Kommunismus „während des Kalten Kriegs setzten amerikanische Nachrichtendienste Tausende Nazis ein“. Als ich diese Titelzeile zum ersten Mal las, dachte ich zunächst, es handele sich um eine weitere Meldung aus der Propaganda-Werkstatt Wladimir Putins. Doch es war die New York Times, die führende Tageszeitung der USA, die sie brachte.

Weshalb hat die jüdische Gemeinschaft in der Tschechischen Republik diese Politik nicht öffentlich verurteilt? Weshalb hat sie sich unter Berufung auf sie nicht gegen eine Teilnahme Präsident Obamas ausgesprochen? Weshalb hat sie nicht eine strikte Bestrafung der CIA-Mitarbeiter gefordert, die an dieser unaussprechlichen Verirrung beteiligt waren? Weshalb hat eine Mehrheit jüdischer Gemeinden noch nicht einmal den Fakt als solchen zur Kenntnis genommen?

Ich bin ein Bürger der Demokratie Litauen. Damit habe ich nicht nur das Recht auf eine Meinung, sondern auch das Recht, sie zu äußern, auch wenn sie der „offiziellen“ widerspricht.

Auschwitz wurde durch die Rote Armee befreit. Mein Vater war Gefreiter dieser Armee von Dezember 1941 bis zum letzten Tag des Kriegs. Er wurde drei Mal in Gefechten an der Front verwundet; ich füge hier zwei Kopien von Dokumenten an, die im Familienarchiv die Zeiten überlebt haben. Mein Vater starb 1992. Doch würde er noch leben und müsste lesen, dass der Repräsentant ausgerechnet des Staates, der Auschwitz befreite, nicht an den Gedenkfeiern 2015 teilnehmen soll, wäre er gewiss sehr verärgert.

„Putin muss nach Auschwitz eingeladen werden“, schreibt Efraim Zuroff, der „letzte Nazi-Jäger“, in einem Artikel. Ein weiterer Beitrag, der auf der Website ru.delfi.lt veröffentlicht wurde, ist so überschrieben: „Boris Nemzow: Wir können die Befreiung von Auschwitz nicht ohne Putin feiern“. Nemzow [, der 2010 ein Manifest mit dem Titel „Putin muss gehen“ unterzeichnete, d. Red.] kann kaum als Unterstützer des russischen Präsidenten bezeichnet werden. Ich stimme mit Zuroff überein, ich stimme Nemzow zu.

Ich bin davon überzeugt, dass das ewige Gedenken an die Millionen Ermordeten nicht durch die gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen entwertet werden darf.

***

Das Original erschien in Russisch, Übersetzung aus der englischen Version: Thomas Weidauer, Vorsitzender des Vereins für Gesellschaftskritik und Antisemitismusforschung e.V.

 

Vortrag Islamwissenschaft und Jüdische Studien – Wie stehen sie zu Israel? TU Darmstadt, 11.6.2014

Vortrag von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor des Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) an der Technischen Universität Darmstadt, Ringvorlesung Wissenschaftskritik:

Islamwissenschaft und Jüdische Studien in Deutschland – »wie stehen sie zu Israel?«

Mittwoch, 11. Juni 2014 – 18:30 bis 20:30, Ort: Schlosskeller

Der Vortrag kann hier oder hier angehört werden:

Timeline:

Intro: FAZ und das Haus der Kulturen der Welt, Teil 1

Teil 1: Islamwissenschaft

 

1:00 Schadenfreude an 9/11

2:45 Gudrun Krämer, Professor für Islamwissenschaft, FU Berlin; in ihrer Dissertation (1982) diffamiert sie Kritik am ägyptischem (nazistischen) Antisemitismus der 1950er Jahre

5:03 Wochenzeitung jungle world promotet etwas vorschnell die Islamforscher Peter Wien und René Wildangel

9:00 „Mythos pro-faschistischer Araber“ und der „dämonisierte Großmufti“

11:09 Bettina Gräf: Yusuf al-Qaradawi

14:40 Barbara Freyer-Stowasser: Yusuf al-Qaradawi, Frauen, Gleichberechtigung und suicide bombing ohne Zustimmung von Vater/Ehemann und gar ohne Kopftuch

20.:08 Kritik an einer direkten Linie vom Koran zu Hitler/Eine Werbekampagne in USA

22:58 FAZ und das Haus der Kulturen der Welt, Teil 2: Bernd M. Scherer und das Haus der Kulturen der Welt in Berlin promoten ein Buch über al-Qaradawi: der »Global Mufti«

23:45 Der Islamwissenschaftler Peter Heine, Humboldt-Universität (HU) Berlin, und der „Kinderarzt“ und PFLP-Terrorist George Habash

28:16 Rüdiger Lohlker (Wien) und die Medien zu Israel als „Kindermörder“

33:40 Kritik an Götz Nordbruch – gibt es „Teilzeit-Nazis“?

 

Teil 2: Jüdische Studien

 

36:45 Professor Alvin Rosenfeld: progressive Juden und der neue Antisemitismus

38:50 Stefanie Schüler-Springorum und Jüdische Studien in Berlin und Brandenburg

40:20 Brian Klug im Jüdischen Museum Berlin

41:13 Deutscher Historikertag 2010 und Binationalismus für Israel/Palästina

42:30 Gershom Scholem: von der Hoffnung der Gruppe Brit Schalom auf ein binationales Zusammenleben mit den Arabern hin zum politischen, bewaffneten Zionisten auf den Dächern von Jerusalem 1936ff.

44:44 Teilungspläne für das Mandatsgebiet Palästina 1937/47

45:55 Bedeutung der Archäologie für Israel

46:30 Abbas und die PA leugnen historische Existenz der Juden im Land Israel

47:10 Dan Diner und die binationale Ideologie, 1980

48:17 „zionistische Gesetze abschaffen“ (Diner, 1980)

49:49 „Gesamtpalästina“

51:00 Prof. Christian Wiese im Leo Baeck Institute Yearbook und sein Bezug auf Jacqueline Rose

53:38 Jacqueline Roses antisemitische Fantasien: Hitler sei spätestens im Mai 1895 während eines Konzerts mit Richard Wagner-Musik in Paris dazu „inspiriert worden, Mein Kampf zu schreiben“ und Herzl dazu, „Der Judenstaat“ zu schreiben

56:40 Raphael Gross publiziert Christian Wiese

57:16 Robert S. Wistrich und die internationale Kritik an Jacqueline Rose

 

 

 

 

Frankreichs 9/11 und die „Je suis Charlie“-Heuchler

Zuerst publiziert bei den Ruhrbaronen

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In Verneigung vor Stéphane Charbonnier (Charb), Chefredakteur von Charlie Hebdo, der 2012 sagte: 

»Ich habe keine Angst. Ich habe keine Kinder, keine Frau, kein Auto, keinen Kredit. Es klingt aufgeblasen, aber ich will lieber aufrecht sterben, als auf Knien leben.«

Das jihadistische Massaker an der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo am 7. Januar 2015 mit 12 Toten, darunter zwei Polizisten, der Mord an einer weiteren Polizistin einen Tag später und die antisemitisch motivierte Geiselnahme und Ermordung von vier Juden in einem jüdischen Supermarkt am 9. Januar, die mit der Aktion vom 7. Januar in Verbindung steht, schreien nach weitreichenden politischen Konsequenzen und einer Analyse der politischen Kultur. Plötzlich sind viele betroffen, nicht nur in Frankreich. Dabei zielt der Jihadismus und Islamismus auf westliche Werte, Religionsfreiheit, Freiheit von Religion, Religionskritik, Meinungsfreiheit, Demokratie, Pluralismus und Heterogenität, Satiriker wie Charlie Hebdo, wie auf Juden und den jüdischen Staat Israel. Doch allzu viele ignorieren die antisemitische Dimension, weil das den allseits beliebten antizionistischen Antisemitismus beinhaltet, den viele partout nicht aufgeben wollen. Auch die Verharmloser des Islamismus melden sich sofort und rabiat zu Wort. Schließlich: wer hatte denn schon Mut die letzten Jahre? Wir haben Angst, sind mutlos und vorsichtig, auch der Autor dieses Textes.  Von unserem Gastautor Clemens Heni.

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Zum ersten Mal seit 1945 und dem Ende des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs wurde die Große Synagoge in Paris am 9. Januar 2015 aus Angst vor einem antisemitischen Angriff geschlossen, ebenso alle jüdischen Geschäfte im Herzen von Paris, dem Marais-Viertel im dritten und vierten Arrondissement der französischen Hauptstadt. In Amsterdam wird aus Sicherheitsgründen eine proisraelische Demonstration abgesagt.

25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer zeigt sich, dass der „Kalte Krieg“ unmittelbar nach 1945 und bis 1989 eine jedenfalls für Europa relativ harmlose, ja weitgehend friedliche Epoche war. Der brutale, aber berechenbare Terror der Antisemiten wie der Revolutionären Zellen (RZ), der Rote Armee Fraktion (RAF), der das Land teils komplett stilllegte (Deutscher Herbst 1977), Naziterror, die Kämpfe am Bauzaun von AKWs oder Wiederaufbereitungsanlagen von Whyl über Brokdorf nach Wackersdorf, die Angst vor dem Waldsterben oder dem „atomaren Holocaust“ als Folge der Stationierung von Pershing II Raketen und selbst so widerwärtige Vorfälle wie der Besuch des (auch) SS-Soldatenfriedhofs in Bitburg durch US-Präsident Ronald Reagan und Bundeskanzler Helmut Kohl im Mai 1985 waren gar nichts gegen den jihadistischen, antijüdischen und antiwestlichen Krieg, den wir nach 9/11 in Europa erleben – von der dramatischen und von jihadistischem Massenmord geprägten Lage in Syrien, dem Irak, Nigeria, Sudan, Pakistan, Jemen und vielen anderen Staaten und Gegenden ganz zu schweigen.

Das Ende der Blockkonfrontation und die Auflösung der Sowjetunion führten zu einer viel größeren und realen Gefahr: den Islamismus und Jihadismus. Das islamistische Massaker vom 11. September 2001 war ein Fanal.

Für Jihadisten war es das Startsignal für weltweiten jihadistischen Massenmord – nicht nur im Westen – wie wir ihn seither in Bali, Madrid, London sowie in Afghanistan, im Irak, in Syrien oder Nigeria erleben, mit Hunderttausenden Ermordeten, die aus islamistischen Gründen massakriert werden und nicht weil die bösen USA „Lunte“ legen, wie es der zwar pro-israelische, aber den Islamismus völlig derealisierende und antiamerikanisch fanatisierte Herausgeber der linken Monatszeitung Konkret, Hermann L. Gremliza, im Dezember 2014 schrieb. Verschwörungswahnsinnige sahen und sehen Geheimdienste oder andere hinter den Anschlägen. Für viele Linke wie Rechte und die kulturelle Elite evozierte 9/11 Schadenfreude, von Bin-Laden-Drinks schlürfenden Autonomen über Adrienne Goehler und Wolfgang Benz hin zu Klaus Theweleit, Horst Mahler und der PDS.

Islamforscher sahen 9/11 gar als wunderbare Gelegenheit mehr Gelder und Anerkennung für ihr Fach zu bekommen, um Islamismus und Islam zu predigen oder zu unterrichten und nicht die Kritik am Islamismus oder Israelhass zu fördern oder einzufordern.

Die Islamwissenschaftlerin Birgit Krawietz, Professorin am Institut für Islamwissenschaft der Freien Universität (FU) Berlin, schrieb 2008:

„Humor darf nicht zur Missachtung religiöser Kernbestandteile einladen und in Untersagtes oder gar Verbotenes ausarten. Klassisches islamisches Recht kennt ferner die Sanktionierung von Nichtmuslimen im islamischen Reich, welche sich blasphemisch geäußert haben. Die Proteste verunsicherter Muslime gegen Rushdie und Co. knüpfen auch an solche Erwartungen von Respekt an und sind eben kein Ausdruck einer irgendwie gearteten essentiellen Humorferne des Islam.“

Homepage des Satiremagazins Charlie Hebdo

Diese „Erwartungen von Respekt“ sind es, die dem Jihad und Terror Tür und Tor öffnen und Islamismus nicht bekämpfen, sondern rationalisieren wollen. Der Verlag Yale University Press weigerte sich in einem Buch die Mohammed-Karikaturen nachzudrucken.

Bernard-Henri Lévy trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er jetzt in Le Monde bzw. im Wall Street Journal schreibt, es müsse endlich mit der „leninistischen“ Art und Weise Schluss sein, den „radikalen Islam“ zu verharmlosen und ihn als Resultat von „Verarmung und Frustration“ herunter zu deklinieren und als Phänomen sui generis zu leugnen. Eine Karikatur von Mohammed, Allah oder dem IS ist genuines Resultat von Pressefreiheit und Religionskritik, Kernpunkte westlicher Zivilisation, zumal in Frankreich. Muslime können keinerlei „Respekt“ für ihre Religion erwarten, ebensowenig wie zum Beispiel Christen. Da hat Krawietz einfach nicht gelernt, dass Europa einen Prozess der Aufklärung durchgemacht hat und jene Muslime, die Kritik nicht vertragen, satirische, sind nicht „verunsichert“ sondern reaktionär, antiwestlich und islamistisch. Doch Lévy wird umgehend übertönt werden von den Verharmlosern, den Rationalisieren wie dem Berliner Tagesspiegel, wo Mohamed Amjahid sehr aufgeregt davor warnt, jetzt „kein neues 9/11“ in dem Massaker zu sehen. Es trivialisiert den Terror wie wir es seit 9/11 kennen und redet entgegen Lévy von der „Perspektivlosigkeit, fehlender Anerkennung, Armut“. Doch, das Massaker an Charlie Hebdo ist das 9/11 Frankreichs. Und es ist die gleicher Tätergruppe: Islamisten/Jihadisten und die gleiche antiwestliche, antisemitische islamistische Ideologie, die als Motivation für die Morde dient, damals wie heute und morgen.

Es gibt jetzt auch wieder antisemitische Verschwörungsmythen wie von Greta Berlin, einer antizionistischen BDS-Aktivistin, die meint, Israel wolle das Votieren Frankreichs für einen Staat „Palästina“ im UN-Sicherheitsrat nicht unbeantwortet lassen und nun würden wir das Resultat sehen.

Es gibt zudem einige Texte, die zeigen, wie wenig Widerhall die „Je suis Charlie“-Kampagne in Australien, Großbritannien und den USA hat. Ein australischer Autor windet sich hin und her und mag zwar schon den Ermordeten von Charlie Hebdo irgendwie gedenken, aber betont vor allem, wie wenig diese Art französischer Humor in der angelsächsischen Welt verstanden werden kann. Das amerikanische Slate-Magazin geht noch weiter und findet es geradezu unerhört, dass die französische Regierung aus Solidarität mit dem Satireblatt staatliche Gelder bereitstellt. Und die New York Times sagt ganz klar und ehrlich, sie sei eben „nicht Charlie Hebdo“ und eine solche linke, respektlose Zeitung hätte auf jedem Campus der USA maximal 30 Sekunden Überlebenschance, was durchaus stimmen mag. Das müsse sich zwar irgendwie ändern, aber die Distanz zu Charlie Hebdo dominiert den Text. Diese Reaktionen deuten in der Tat an, dass es einen Riss innerhalb des Westens gibt, hier Frankreich als Mutterland der Religionskritik sozusagen, dort die „Inklusiveness“ und die Biederkeit der USA, des UKs und Australiens.

Dabei ist Frankreich auch ein Problemfall, da Clermont-Tonnerre im Zuge der Französischen Revolution am 23. Dezember 1789 sagte:

„Den Juden als Nation muss man alles verweigern; als Individuen muss man ihnen alles zugestehen.“

Dieser Antizionismus avant la lettre hat bis heute enorme Bedeutung für die politische Kultur in Frankreich und weit darüber hinaus. Es ist der sich gut fühlende, kosmopolitische Antizionismus. Frankreich hat ganz ernsthaft etwas gegen Islamismus, da dies dem laizistischen Charakter der Republik widerspricht. Doch das führt zu solch grotesken und absurden Phänomenen, dass Frankreich keine Muslime als Muslime kategorisieren möchte und z.B. israelische Hilfe beim „Profiling“ von Jihadisten ablehnte und selbst die Rede von Islamisten sei verpönt.

Über diese dunkle Seite des ach-so-aufgeklärten Frankreich wird selten diskutiert. Es bräuchte eine neue „Dialektik der Aufklärung“, eine, die sich der Notwendigkeit der Aufklärung und Religionskritik bewusst ist und zugleich Islamisten als Islamisten ins Visier nimmt und zwar ganz gezielt und langfristig. Islamismus muss beim Namen genannt werden, sonst ist der Kampf gegen ihn von vornherein verloren.

Und es ist jetzt alles andere als Zufall und hat einen äußerst bitteren Beigeschmack, dass Frankreich aufsteht und sagt „Je suis Charlie“ – aber wer sagt ebenso „Je suis Juif“? Und wer betont den islamistischen Charakter des Verbrechens? Wo ist der Aufschrei, wenn es um Judenmord geht? Wo waren die Abkürzungsnazis, als im Sommer Muslime und Islamisten „Juden-ins-Gas“ brüllten und die NPD, Linksparteipolitikerinnen und viele andere ganz neidisch wurden ob so ausgesprochen aggressiven Antisemitismus‘? Und wo waren damals die Anti-PEGIDA-Aktivisten? Wo war der große, weltweit hörbare Aufschrei als in Toulouse im Rahmen einer Serie von islamistischen Anschlägen 2012 vier Juden einer jüdischen Schule gezielt ermordet wurden?

Im Sommer 2014 und schon lange davor waren viele auf der antizionistischen Seite, von Jakob Augstein über Günter Grass hin zur Linkspartei.

Es geht um Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und Religionskritik, daher sind alle Aufgeklärten jetzt Charlie Hebdo. Aber es geht um eine Bekämpfung der islamistischen Gefahr in all ihren Facetten. Ein ideologischer Kern des Islamismus ist der Antisemitismus, die Tötung von Juden, die Leugnung oder Trivialisierung der Shoah mitsamt der Schuldprojektion auf die Juden und die Zerstörung des jüdischen Staates Israel, der von Islamisten inmitten der muslimischen und arabischen Welt niemals akzeptiert werden wird. Ebenso werden die Juden in Europa zum Ziel der Islamisten und Jihadisten. Immer mehr Juden verlassen Frankreich und andere europäische Länder und gehen nach Israel.

Den Antizionismus teilen die Jihadisten mit weiten Teilen der westlichen kulturellen und politischen Elite, auch vielen, die jetzt schweigend sagen „Je suis Charlie“. Doch allzu viele schwiegen zu oft und zu lange, wenn Juden in den letzten Jahren in Europa von Jihadisten und Islamisten ermordet wurden, als dass man deren Schock ob des islamistischen Massakers und der Geiselnahme wirklich ernst nehmen könnte.

Es ist gerade der kosmopolitische Antizionismus, exemplarisch symbolisiert in der Adorno-Preisträgerin 2012, Judith Butler, und ihren Anhängern, der symbolisch steht für das Einverständnis der westlichen Eliten mit dem Jihadismus gegen den jüdischen Staat.

Danke an Thomas Weidauer für hilfreiche Hinweise.

Dr. phil. Clemens Heni ist Politologe und Direktor des Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), www.bicsa.org.

Vortrag Kritische Theorie und Israel

Am 7. Januar 2015 hielt ich auf Einladung des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Nürnberg-Mittelfranken in Erlangen den Vortrag „Kritische Theorie und Israel“.

Vortrag Clemens Henis am 7.1.2015 heller

Hier kann der Vortrag angehört werden:

 

Hier das dazugehörige Handout, das auf der Veranstaltung verteilt wurde:

Handout Clemens Heni Kritische Theorie und Israel 08012015 Erlangen

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