The Berlin International Center for the Study of Antisemitism

Schlagwort: ARD

Nach dem „Hurricane“ des 7. Oktober: Die 20-jährige Eden Golan singt auf dem ESC für das ganze jüdische Volk und den Zionismus

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

An der FU Berlin schreien Hunderte Aktivist*innen „Free Free Palestine“ und ein antisemitischer Einpeitscher schreit „From the River to the Sea“ und die judenfeindliche Masse ergänzt: „Free Free Palestine„. Das ist ein Mordaufruf. Damit werden Jüdinnen und Juden mit Mord bedroht. Denn am 7. Oktober 2023 zeigten die Palästinenser wie ein Land „from the river to the sea“ aussieht: blutverschmierte Hosen von vergewaltigten Frauen, verkohlte Leichen von lebendig verbrannten Jüdinnen und Juden, Kinder mit abgetrennten Händen, Babies ohne Kopf, Hunderte hingemetzelte Musikfans auf einem Rave, entführte Holocaustüberlebende, ermordete Holocaustüberlebende, zu Tode geschleifte Juden und auf Wägen zur Schau gestellte massakrierte Jüdinnen wie die israelisch-deutsche Shani Louk.

Und dann kommt die Wochenzeitung DIE ZEIT daher und schreibt in einer Nüchternheit, in der nur links-liberale Ach-so-Gutmenschen schreiben können, ohne vor Schamesröte im Boden zu versinken:

Beim Slogan „From the river to the sea“ zum Beispiel ist die Sache schon weniger eindeutig. Staatsanwaltschaften kümmern sich darum zwar wegen eines Anfangsverdachts auf Volksverhetzung. Aber sie klagen nur an und entscheiden nicht über die Auslegung des Rechts in Deutschland. Das tun Gerichte. Und die haben mittlerweile in mehreren Fällen entschieden, dass der Slogan gerade nicht strafbar ist.

Da lacht die Hamas. Und da lachen die Antisemiten aller Geschlechter mit und ohne FFP2-Maske an der FU Berlin. Selten wurde seit 1945 der Antisemitismus so klein geredet und Aufrufe zum Genozid schlichtweg ignoriert.

Bei einem ‚Protest‘ vor der Mensa der FU Berlin zeigten Aktivisten ein Dreieck, das von der Hamas als Symbol für Ziele, die man angreifen soll, verwendet wird.

DIE ZEIT verteidigt Leerkörper ohne „h“, die an der FU Berlin indoktrinieren und die keinerlei Problem mit dem Judenhass der Studierenden haben, ja sie aktiv unterstützen und Polizeieinsätze gegen diesen neuen Antisemitismus attackieren. In einem Offenen Brief schreiben diese Israelfeinde (m/w/d) („Statement von Lehrenden an Berliner Universitäten„):

Es ist keine Voraussetzung für grundrechtlich geschützten Protest, dass er auf Dialog ausgerichtet ist. Umgekehrt gehört es unseres Erachtens zu den Pflichten der Universitätsleitung, solange wie nur möglich eine dialogische und gewaltfreie Lösung anzustreben.

Damit meinen sie also auch antisemitische Parolen wie „from the river to the sea“. Auch da lacht die Hamas.

Was wäre, wenn die die Identitäre Bewegung Uniräume besetzt hätte und Loblieder auf die Wehrmacht gesungen hätte? Na? Da hätten sie geklatscht, wenn die Polizei die weggeräumt hätte. Die Identitäre Bewegung ist auch eine Gefahr wie alle Formen der Neuen Rechten und des Rechtsextremismus. Aber sie sind ein kleines Problem verglichen mit der riesigen Mengen an jungen und nicht so jungen Leuten, die die Hamas lieben, verharmlosen oder feiern. Denn die größte aktuelle judenfeindliche Bewegung ist die Hamas und somit das islam-faschistische Regime in Teheran.

Israel führt einen Abwehrkrieg gegen die Hamas und die Palästinenser. Da der Hamas die Zivilbevölkerung im Gazastreifen vollkommen egal ist, versteckt sie ihre Waffen in Moscheen, Kindergärten, Krankenhäusern. Wenn es dann zu Kollateraltoten kommt, wird nicht die Hamas in Haftung genommen, sondern Israel, jetzt auch von US-Präsident Joe Biden. Biden weiß es eigentlich besser, aber die enorm aggressiven antizionistischen Teile seiner eigenen Demokratischen Partei und deren Wähler*innenbasis drängen ihn zu seiner de facto anti-israelischen Politik. Biden macht an wirklich allervordersten Front mit bei der Täter-Opfer Umkehr. Dabei hatte er selbst noch wenige Tage zuvor am Holocaustgedenktag – Yom Hashoa – auf einer Veranstaltung in den USA gesagt, dass die Welt das unfassbare Verbrechen der Hamas vom 7. Oktober 2023 schon wieder vergessen habe. Hat er es nicht auch fast vergessen? Das Bittere ist, er hat es nicht vergessen, aber er ist ein ganz normaler Politiker und da zählen Werte nun mal gar nicht, sondern nur und logisch nur und nichts anderes als die Macht und die Stimmen der auch allerekligsten Wählerinnen und Wähler wie in Michigan.

Jetzt liegt es an der 20-jährien Eden Golan, das ganze jüdische Volk zu verteidigen auf dem Eurovision Song Contest (ESC) in der aktuell wohl antisemitischsten Stadt Europas, dem schwedischen Malmö und seinen Zehntausenden hardcore islamistischen Muslimen und der säkular-antizionistischen Greta Thunberg:

Die ganze Erbärmlichkeit und der ganze Hass der woken und Klima-Bewegung zeigt sich in diesem Bild von Greta Thunberg mit antizionistischen, islamistischen und die Hamas tätschelnden, verharmlosenden oder aktiv unterstützenden Aktivist*innen in Malmö. Wer hier und heute gegen Israel und nicht gegen die auf den Genozid an allen Juden gerichtete Hamas demonstriert, hat keinerlei moralischen Kompass mehr.

Doch mit diesem Realitätsverlust und diesem Verlust eines moralischen Kompass‘ ist Greta Thunberg nicht alleine. Fast alle im Mainstream sind auf ihrer Seite.

Nicht nur den Ausrichtern des ESC, die zwar perfide Änderungen am Beitrag Israels einforderten, sondern allen Musikfans und Zuhörer*innen ist klar, was Eden Golan mit ihrem beeindruckenden und unfassbar starken Song „Hurricane“ meint:

Writer of my symphony
Play with me
Look into my eyes and see
People walk away but never say goodbye

Someone stole the moon tonight
Took my light
Everything is black and white
Who’s the fool who told you boys don’t cry

Hours and hours, empowers
Life is no game but it’s ours
While, the time goes wild

Everyday I’m losing my mind
Holding on in this mysterious ride
Dancing in the storm
I got nothing to hide
Take it all and leave the world behind
Baby promise me you’ll hold me again
I’m still broken from this hurricane
This hurricane

Living in a fantasy, ecstasy
Everything is meant to be
We shall pass but love will never die

Hours and hours, empowers
Life is no game but it’s ours
While, the time goes wild

Everyday I’m losing my mind
Holding on in this mysterious ride
Dancing in the storm
I got nothing to hide
Take it all and leave the world behind
Baby promise me you’ll hold me again
I’m still broken from this hurricane
This hurricane

Lo tzarich milim gdolot
(Don’t need big words)
Rak tfilot
(Just prayers)
Afilu eem kashe lirrot
(Even if it’s hard to see)
Tamid ata masheer li or echad katan
(You always leave one single light)

Text: Avi Ohayon, Keren Peles
Komposition: Avi Ohayon, Keren Peles, Stav Beger

Gestern gewann Eden Golan im Halbfinale einen Platz im Finale, das am Samstag Abend stattfinden wird.

Wieder werden Tausende oder wie gestern 12.000 antisemitische Schwed*innen gegen den Auftritt hetzen, Malmö ist eine antijüdische Hölle.

Wir Zionisten (m/w/d) wollen keine Bomben auf Gaza, wir wollen die bedingungslose Kapitulation der Islamfaschisten der Hamas.

Im Gegensatz zu den Islamfaschisten und Palästinensern feiern wir Zionisten nicht tote palästinensische Zivilist*innen, wir verteilen keine Süßigkeiten, wenn aufgrund der Perfidie der Hamas ein Wohnhaus getroffen wird, das nicht nur Hamas-Terroristen und Waffen, sondern auch Dutzende Zivilist*innen beherbergte.

Legte die Hamas ihre Waffen nieder, und der Islamische Jihad, die Hizballah und der Iran ebenso, wäre Frieden in Nahost. Punkt.

Und die Leerkörper und ihr Mob in Berlin sowie wiederum nahezu die gesamte Presse agitieren auf die eine oder andere Weise, ruhig, nüchtern oder vulgär und aggressiv gegen den jüdischen Staat und den Überlebenskampf Israels gegen die Hamas und den Iran. Nicht einer (m/w/d) von denen hat aus dem Holocaust gelernt. Nicht einer.

(P.S.: Es gibt auch einen weiteren Offenen Brief, der sich gegen Antisemitismus an der FU wendet und dieser Brief wurde bislang von über 300 Professorinnen und Professoren sowie weiteren Dozent*innen unterzeichnet).

Wieder sind die Juden ganz allein. Und gerade jene, die immer so dermaßen ergriffen in die KZ-Gedenkstätten pilgern haben nichts gelernt, die eine Ausnahme, die es immer gibt, bestätigt die Regel.

Die Ignoranz gegenüber dem jüdischen Leben hier und heute ist exakt – exakt – die gleiche Ignoranz jener Deutschen, die nicht mal NSDAP-Mitglieder oder BDM-Führer waren, aber nichts taten, um die jüdische Nachbarin oder den jüdischen Nachbar zu retten oder wenigstens den lokalen Blockwart auszuschalten.

Diese 20-jährige jüdische Frau, diese Israelin hat mehr kapiert als nahezu alle deutschen Forscher*innen, die in Berlin unterrichten oder an der Columbia University oder in YALE oder in Harvard oder der Humboldt Universität.

Eden Golan ist wie (fast) alle jüdischen Israelis seit dem 7. Oktober fassungslos. Für sie ist noch jeden Tag 7. Oktober.

Sie singt ihre unsagbare Trauer und Wut hinaus in diese abgrundtief elende Welt, wo die Hamas gefeiert wird für das schrecklichste Massaker an Juden seit der Shoah.

Eden Golan ist die Heldin unserer Zeit.

Am Samstag Abend werden Hunderte Millionen Menschen den Auftritt von Eden Golan und von Israel live im Fernsehen sehen. Und das kann die antizionistische Grundstimmung der akademischen und kulturellen Eliten sowie von deren Mob auf den Straßen schon etwas erschüttern, weil so eine Öffentlichkeit kriegen sie nicht. Ob es wirklich was ändern wird, wird sich on the long run zeigen. Wir Zionisten sind Träumer, wie Herzl. Aber auch Realisten wie die IDF.

Jedenfalls wird dieser Auftritt von Eden Golan am Samstag auf dem ESC in Malmö in Schweden eine der bedeutendsten zionistischen Aktionen weltweit seit Gründung des Staates Israel sein.

Am Israel Chai.

 

Update, 12. Mai 2024, 22:33 Uhr:

Eden Golan wurde gestern Abend Fünfte (von 25 Teilnehmer*innen) auf dem ESC in Malmö und hat einen unglaublich starken Beitrag geleistet, für den Zionismus gesungen, für die Geiseln der Hamas und für Israel. Während der unerträgliche Moderator der ARD nichts Negatives über die Hamas sagte, aber Israel attackierte und neutral die jihadistischen und antisemitischen Demonstrationen in Malmö erwähnte, wählten die Menschen aus Deutschland, die den ESC anschauten, Eden Golan und gaben ihr die Maximalpunktzahl durch Telefonanrufe. Das zeigt wiederum, dass die kulturelle Elite oder ARD-Moderator*innen teils unendlich weit weg sind von dem, was die Menschen selbst empfinden und denken. Einer der besten Kommentare gegen diesen antisemitischen ESC kommt von der BILD-Zeitung.

Dem Berliner Tagesspiegel sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster:

Allerdings waren nicht nur die vielen anti-israelischen und anti-jüdischen Proteste auffällig, viel Kritik gab es auch am deutschen Fernsehmoderator, der Israel auf eine Stufe mit Russland und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine stellte.
Da sieht man, wie weit verbreitet diese Meinung ist. Aber von einem Moderator des Öffentlich-Rechtlichen hätte ich erwartet, dass er das nicht so stehen lässt. Ich sage nicht, dass Israel alles richtig macht, ich bin auch kein Militärexperte, aber man kann bei der Bewertung dessen, was gerade in Gaza geschieht, den 7. Oktober nicht ausklammern. Und erst recht sollte ein Moderator der ARD das nicht tun. Da erwarte ich von den Öffentlich-Rechtlichen mehr Klarheit. Denn es war doch klar, dass dieses Thema zur Sprache kommen würde, wenn Israel auftritt, und da hätte er sich besser vorbereiteten müssen.

Das ist natürlich eine sehr freundliche Umschreibung für den Antizionismus dieses ARD-Mannes, der ganz exakt so dumm daherredete, wie er redete und mit keinem Wort auf die Geiseln der Hamas einging oder auf das genozidale Massaker vom 7. Oktober 2023, ohne das es diesen Song von Eden Golan ja gar nicht geben würde.

Update, 12. Mai 2024, 22:41 Uhr:

Die Jerusalem Post sieht das ganz ähnlich und betont, wie ungemein wichtig es für die Israelis gestern Abend war, dass so viele Menschen in Europa für den israelischen Beitrag votierten. Wenn wir die 50 Prozent, die die Stimmen der Jury ausmachten, weglassen würden, wäre Israel auf Platz zwei gelandet. Und das zeigt, dass sehr viele Menschen nicht nur diesen Song sehr gut finden, sondern auch sehr wohl wissen, worum es hier geht: um Israel und den Überlebenskampf des jüdischen Volkes gegen die Hamas und den Antizionismus. Die elenden Greta Thunbergs und die Tausenden Islamisten kommen mit ihren Visagen und Flaggen und Tüchern auf die Titelseiten der Zeitungen und Nachrichtensendungen, aber Zehntausende von Menschen, die Pro-Israel sind, haben eben telefoniert oder SMS geschrieben.

Update, 13. Mai 2024, 9:03 Uhr:

Sehr treffend schreibt Jan Feddersen in der taz:

Der Wiener Schriftsteller Doron Rabinovici bemerkte während der ESC-Übertragung auf X/Twitter, es sei zum Verzweifeln, dass die Protestierenden nur Ausgrenzung zu fordern wüssten. Warum würde kein hamasloses Palästina gefordert, mit einem öffentlich-rechtlichen Sender, der selbst am ESC teilnimmt – ganz ohne Hass, einfach darauf setzend, mit guter Musik um Sympathien zu werben? Das ist eine gute und wichtige Frage.

Was er natürlich nicht schreibt: es ist auch die taz, die sich heute auf ihrer Startseite, wo der Text von Feddersen viel weiter unten zu finden ist, völlig kritiklos den deutsch-palästinensischen Agitator*innen anschließt und ihnen ein Podium gibt, dort ist kein kritisches Wort zur Hamas oder zum mehrheitlichen palästinensischen Judenhass zu lesen, dafür pure Pro-Palästina-Propaganda mit Leuten, die für antisemitischen Demos wie in Berlin oder das Verkaufen von Palästinensertüchern wie -fahnen, mit verantwortlich sind. In Israel gibt es keine Jubelfeiern, wenn Zivilist*innen im Krieg im Gaza sterben. In Gaza oder von manchen oder vielen Berliner Palästinenser*innen werden Süßigkeiten verteilt und sonstwie gejubelt, wenn jüdische Frauen vergewaltigt und zu Tode massakriert werden. Dass der Krieg heute zu Ende wäre, wenn die Hamas sich ergeben würde, das steht da natürlich nicht. Die taz liebt es, beide Seiten zu bedienen, die Israelfreunde und die Israelfeinde. Trottel nennen das „Meinungsvielfalt“, Kritiker*innen nennen es Heuchelei oder Alibi-Texte gegen Antisemitismus.

„Positives“ über Nazis und die AfD berichten in der ARD: Wiebke Binder

Von Dr. phil. Clemens Heni, 2. September 2019

Die Wahlen in Sachsen und Brandenburg am 1. September 2019 zeigen, wie viel Vergangenheit in diesem Land steckt. 27,5 Prozent der Wähler*innen in Sachsen und 23,5% in Brandenburg haben für eine Partei gestimmt, deren Spitzenkandidaten z.B. eine Hakenkreuzfahne auf einem Balkon in Griechenland hissen und wie Andreas Kalbitz aus Brandenburg schreien:

Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen die Bäckerei!

Der Spitzenkandidat der AfD in Sachsen, Jörg Urban, der mit Björn Höcke, dem vorbestraften Lutz Bachmann und Kalbitz auf Demonstrationen geht, spricht in der gleichen Diktion:

Ein Volk kann nur die eigene Einigkeit und Freiheit bewahren, wenn es weitgehend homogen bleibt.

Darauf weist der Spiegel Online Kolumnist Christian Stöcker hin. Dessen treffende Kritik jedoch lesen ein paar Tausend oder Zehntausende Menschen.

Millionen hingegen sahen am Wahlabend live in der ARD die Journalistin des MDR Wiebke Binder, wie Der Westen berichtet:

„Positives“ möchte die MDR-Journalistin über die neuen Nazis berichten und betont, dass ihre Kolleg*innen ganz sicher „Positives“ über die AfD berichtet haben.

Das alles ist kein Zufall. Dass am 1. September 2019 der 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen war und der Zweite Weltkrieg begann, die AfD stolz ist auf die „deutsche Soldaten in zwei Weltkriegen“ (Gauland) wird da nicht kritisiert, weil die Wiebke Binders gar nicht wissen, was damals passierte.

Wiebke Binder will es gar nicht wissen, sie lächelt einfach mit Rechtsextremen um die Wette und folgt ihrem „Lebensmotto„, das auf ihrer Homepage steht:

Und dein Lebensmotto?

Lebe im Hier und Jetzt. Gestern ist vorbei und Morgen kommt von ganz allein.

Wiebke Binder gehört entlassen.

Der MDR wird hingegen sagen: „Gestern ist vorbei und Morgen kommt von ganz allein“. Da lachen Jörg Urban, Andreas Kalbitz, Björn Höcke, Alexander Gauland und Alice Weidel.

 

 

Antisemitismusforschung am ZfA auf dem Holzweg: Internationale Wissenschaftler kritisieren Veranstaltung im Jüdischen Museum Berlin am 8./9. November 2013

Internationale Wissenschaftler kritisieren Veranstaltung im Jüdischen Museum Berlin am 8./9. November 2013

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Die ARD zeigte am 28. Oktober 2013 ab 22.45 Uhr den 45minütigen Film „Die Story im Ersten: Antisemitismus heute. Wie judenfeindlich ist Deutschland?“ von Kirsten Esch, Jo Goll und Ahmad Mansour. Darin geht es um den Antisemitismus von Neonazis, Islamisten, Linken und der Mitte der deutschen Gesellschaft. Die Linguistin und Antisemitismusforscherin Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel vom Institut für Sprache und Kommunikation an der TU Berlin betonte die Wirkmächtigkeit von Sprache und die Tatsache, dass gerade hervorragend ausgebildete Bürgerinnen und Bürger sich ganz ungeniert in Briefen und E-Mails antisemitisch äußern. In dem Film wurden Aufnahmen der diesjährigen antisemitischen al-Quds-Demonstration in Berlin gezeigt (seit Jahren ist die Internet-Seite Muslim-Markt Mitorganisator dieser Veranstaltung). Zur Sprache kamen gleichermaßen die antisemitischen Tendenzen in der Partei Die Linke, wie in einem Flugblatt, das auf der Homepage der Linken in Duisburg zu finden war und linke Aktivisten, die für den Boykott israelischer Waren agitieren. Notwendigerweise wurde letzteres mit dem nationalsozialistischen Boykott jüdischer Geschäfte sowie aktueller politischer Initiativen der extremen Rechten wie der NPD in Beziehung gesetzt.

Für langjährige Beobachter der Debatte um Antisemitismus war zudem Folgendes in der ARD-Sendung auffällig: keine Vertreterin und kein Vertreter des einzigen an einer Universität in Deutschland angesiedelten Instituts für Antisemitismusforschung, dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) an der TU Berlin, wurde interviewt. Doch was macht das ZfA eigentlich unter der neuen Leitung der Historikerin Stefanie Schüler-Springorum?

Das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA), das Jüdische Museum Berlin sowie die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) veranstalten am 8. und 9. November 2013 im Jüdischen Museum Berlin eine internationale Konferenz unter dem Titel „Antisemitism in Europe Today: the Phenomena, the Conflicts“ (Antisemitismus im heutigen Europa: Phänomene, Konflikte). In fünf Panels sollen verschiedene Aspekte des heutigen Antisemitismus diskutiert werden.

Den Hauptvortrag der Konferenz wird der britische Autor und Philosoph Brian Klug halten. Sein Abendvortrag ist zugleich die einzige öffentliche Veranstaltung im Rahmen der internationalen Konferenz. Klug ist weltweit bekannt bzw. berüchtigt aufgrund seiner betonten Weigerung, von einem „neuen Antisemitismus“ seit der zweiten Intifada im September 2000 bzw. nach 9/11 zu sprechen. Er ist in Großbritannien als Verharmloser des Antisemitismus verschrien und war Mitbegründer der „Independent Jewish Voices“, einer anti-israelischen Splittergruppe innerhalb der jüdischen Gemeinschaft auf der Insel.

Einigen wenigen Berlinern ist Brian Klug ein Begriff, da er 2009 und 2010 beim „AK Nahost“ Vorträge gehalten hat. Der AK Nahost ist eine Gruppe, die für den Boykott Israels eintritt und Israel als „Apartheid“ diffamiert. Von den Protagonisten des Arbeitskreises wird der Staat Israel mit einer Vielzahl Methoden und Strategien diffamiert und dämonisiert. Zweimal lud der AK Nahost beispielsweise Omar Barghouti ein, einen Mitbegründer der antisemitischen BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions: Boykott, Investitionsstop und Sanktionen gegen Israel).

Brian Klug stellt Israel als jüdischen Staat in Frage. Er agiert und agitiert gegen Israel. Er kokettiert vielfältig mit der Negation des Existenzrechts Israels. Einer dieser Texte erschien 2010 original in deutscher Sprache in einem von Hermann Dierkes mit herausgegebenen Buch. In diesem Artikel weigert sich Brian Klug, das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Dierkes ist Lokalpolitiker der LINKEN in Duisburg und erreichte seinerseits international Aufmerksamkeit, als er 2011 auf die Top-Ten-Liste derjenigen Autoren mit den schlimmsten antisemitischen Beschuldigungen (antisemitic slurs) des Simon Wiesenthal Centers (SWC) aus Los Angeles kam. Eine zweifelhafte Ehre, die er sich unter anderem mit Thilo Sarrazin und dem Journalisten Jakob Augstein teilt.

In jenem Buch finden sich außerdem Beiträge deutscher israelfeindlicher Aktivisten, darunter der LINKE-Politiker Norman Paech, der im Mai 2010 zusammen mit gewalttätigen religiösen Fundamentalisten die völkerrechtlich legitime Seeblockade des Hamas-Territoriums durchbrechen wollte.

Auf solchen Thesen soll eine Antisemitismuskonferenz in der deutschen Hauptstadt 70 Jahre nach der Shoah fußen: Brian Klug sagte auf einer Veranstaltung des AK Nahost in Berlin im März 2009, dass „der Zionismus Juden davon abhält, eine normale Lebenskonzeption zu haben.“

Ein früherer Kollege Klugs aus Großbritannien, der Historiker Tony Judt, macht es noch kürzer: „Israel ist schlecht für die Juden.“ Das wiederum gefällt offenbar dem Soziologen Detlev Claussen, der Judt gerade für dessen Attacken gegen Israel in einer Rezension in der tageszeitung (taz) lobhudelte. In diesem Sinne ist es nur konsequent, dass das ZfA, die EVZ und das Jüdische Museum Claussen eingeladen haben, Klugs Vortrag zu kommentieren. Claussen war in den 1980er Jahren einmal als Kritiker des Antisemitismus angetreten, doch seine Euphorie ob Tony Judts Attacken gegen Israel lassen seine Fähigkeit, Kritik am neuen Antisemitismus zu üben, blass erscheinen.

2008 gab Brian Klug zusammen mit der Literaturwissenschaftlerin Jacqueline Rose und anderen ein Buch heraus („A Time to Speak out“), das die Position der „Independent Jewish Voices“ aus Großbritannien darstellt. Rose schrieb 2005 in ihrem Buch „The Question of Zion“, dass Adolf Hitler womöglich im Mai 1895 (im Alter von sechs Jahren) während eines Konzerts von Wagner-Musik dazu inspiriert worden sei, „Mein Kampf“ zu schreiben. Während des gleichen Konzerts sei Theodor Herzl dazu inspiriert worden, sein Buch „Der Judenstaat“ zu schreiben. Jacqueline Rose parallelisiert damit intentional, dass der Zionismus die gleichen Wurzeln wie der Nationalsozialismus habe.

Dieser Irrsinn hat Jacqueline Rose heftige Kritik von seriösen Forschern des Fachgebiets eingebracht, wie Anthony Julius aus England und Robert Wistrich aus Israel. Prof. Dr. Evytar Friesel, ein 1930 in Deutschland geborener israelischer Historiker der Hebräischen Universität Jerusalem, hat im Oktober 2013 die anti-israelische Ideologie und den jüdischen Antizionismus von Jacqueline Rose und Brian Klug  scharf kritisiert. Doch der britische Historiker David Feldman, ein Newcomer im Bereich der Antisemitismusforschung aber gleichwohl Leiter des Pears Institute for the Study of Antisemitism in London, lud Rose 2012 zu einem Vortrag über ihr neuestes Buch an seiner Einrichtung ein. Auf dem Veranstaltungsmitschnitt ist zu hören, dass Rose und Feldman offenbar gut miteinander auskommen. Im Sommer 2013 organisierte Feldman dann eine Konferenz, zu der auch Vertreter der antisemitischen BDS-Bewegung eingeladen wurden.

Nun wird Feldman auf der ZfA-Konferenz im Jüdischen Museum sprechen. Er und Schüler-Springorum sind institutionell verbunden (z.B. über ein Konsortium von Forscherinnen und Forschern zu Antisemitismus und Rassismus). Feldmans Podiumspartner in Berlin wird der ZfA-Projektmitarbeiter Peter Ullrich sein, der bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung seine Dissertation über Antisemitismus und die Linken publizierte und im Oktober 2013 ein kleines Buch auf den Markt brachte („Deutsche, Linke  und der Nahostkonflikt. Politik im Antisemitismus- und Erinnerungsdiskurs“), in dem er die kritische Antisemitismusforschung am Beispiel des Göttinger Politologen Samuel Salzborn und des Historikers Sebastian Voigt attackiert. Zudem lehnt Ullrich die EUMC Arbeitsdefinition zu Antisemitismus just dort ab, wo sie konstatiert, dass die Leugnung des Existenzrechts Israels antisemitisch sei. Das ist für Ullrich nicht haltbar, da darunter viel zu viele Gruppen fallen (!). Von der Hamas über Neonazis, marginale anti-israelische jüdische Kreise bis hin zu selbsternannten Kosmopoliten, Liberalen, Linken und westlichen Antistaatlern (zu denen er sich wohl selbst zählt), die alle aus je unterschiedlichen Gründen gegen den jüdischen Staat mobil machen. Peter Ullrich wäre ein Fall für den ARD Film über Antisemitismus gewesen, wenn er damit kokettiert, das Existenzrecht Israels abzulehnen.

Das Buch von Ullrich hat zudem vorab den Koscherstempel des Pädagogen Micha Brumlik bekommen, der ein Vorwort verfasst hat (und selbst einen binationalen dem jüdischen Staat vorzieht!), ohne offenbar zu merken, dass ein Kollege und Freund, der Historiker Wolfgang Kraushaar und dessen Analyse und Kritik des linken Antisemitismus gleich in Fußnote zwei diffamiert wird. Kraushaar ist „fassungslos“ ob dieses Vorworts, wie man auf Brumliks Blog nachlesen kann. Nun ärgert sich Brumlik öffentlich auf seinem Blog, dass er diese Fußnote nicht gesehen habe. Was sollen Forscher von anderen Vor- oder Nachworten Brumliks halten, wenn unklar ist, ob er die jeweilige Studie überhaupt  en detail gelesen hat?

Mehr noch: auf dem gleichen Blog publizierte Brumlik auch E-Mails von Peter Ullrich, mit denen dieser sich in gleichsam kumpelhafter Weise an das ZfA wendet und von der ersten Kritik an seinem Buch berichtet (damit ist die Kritik von BICSA gemeint), die ihm von einem ZfA-Mitarbeiter zugetragen worden sei. Ullrich macht sich dabei über die Antisemitismusforscher Samuel Salzborn und Lars Rensmann lustig.

Es ist beachtlich, welchen Weg insbesondere das früher einmal international geachtete ZfA in Berlin vor allem in den letzten fünf Jahren genommen hat. Seine seit 2011 neue Leiterin, die Historikerin Stefanie Schüler-Springorum, hat kein einziges Buch zum Thema Antisemitismus veröffentlicht. Dafür scheint sie ein Faible für anti-israelische Forscher und Aktivisten zu haben, wie mehrere jüngere Einladungen und Positionierungen zeigen. Im Dezember 2010 lud sie, damals noch Leiterin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg, die Historikerin Tamar Amar-Dahl ein, ihre Dissertation vorzustellen. Amar-Dahl hat bei dem umstrittenen Historiker Horst Möller, einem Anhänger Ernst Noltes, und bei dem anti-israelischen Soziologen Moshe Zuckermann mit einer Arbeit über Shimon Peres promoviert. Der Staatspräsident Israels und Sozialdemokrat wird darin als Nationalist und Rassist dargestellt, womit Amar-Dahl zeigen möchte, dass nicht nur rechtskonservativer Zionismus ein Übel sei, sondern der Zionismus als solches. Amar-Dahl gab 2006 ihren israelischen Pass zurück und tritt gerne auf „israelkritischen“ Veranstaltungen auf. Dafür wird sie geschätzt von dem wohl größten deutschsprachigen Internetportal für Muslime, „Muslim-Markt“, der mit ihr ein wohlwollendes Interview (17.02.2011) führte. Wie eingangs beschrieben wirkt diese aggressiv israelfeindliche Seite bei den jährlichen al-Quds-Demonstrationen („Kindermörder Israel“ / „Intifada bis zum Sieg“) mit und promotet durchgestrichene Davidsterne. Interviewpartner des Portals waren nichtsdestotrotz der damalige Leiter des ZfA, Wolfgang Benz (am 01.11.2010), sowie (weniger überraschend) der Linken-Politiker Hermann Dierkes (am 12.03.2009). Das ZfA ist also direkt und indirekt mit einer Gruppierung verbunden, die in der ARD Sendung gerade als Beispiel für heutigen Antisemitismus analysiert, dokumentiert und kritisiert wurde. Denn öffentliche Stellungnahmen des ZfA gegen die Beziehungen ihrer ehemaligen Vorgesetzten (Benz) bzw. Gäste (Brian Klug) zu solchen Kreisen sucht man vergeblich.

Im Frühjahr 2012 holte Schüler-Springorum außerdem den antizionistischen Islamwissenschaftler Achim Rohde als wissenschaftlichen Mitarbeiter (kurzzeitig) ans ZfA. Rohde hat über Geschlechterverhältnisse im Irak unter Saddam Hussein promoviert, er lehnt sich an die post-orientalistische, postkolonialistische, anti-westliche und antisemitische Ideologie von Edward Said an und zitiert am Ende seiner Dissertation zustimmend das groteske Werk der oben erwähnten Jacqueline Rose. Mehr noch setzt Rohde „Islamophobie“ und Antisemitismus historisch wie gegenwärtig auf eine Stufe.

Vor diesem Hintergrund ist es zwar nicht verwunderlich, dass Schüler-Springorum mit Brian Klug einen anti-israelischen Juden einlädt und somit den Eindruck erweckt, gegen den jüdischen Staat Israel Stimmung machen zu wollen.

Ein Skandal wird aber nicht weniger skandalös dadurch, dass er andauert.

Es erscheint wie eine Obsession, sich fortwährend mit Israel zu befassen, nicht aber mit dem Problem der Weigerung der arabischen und Teilen der muslimischen Welt, Israel als jüdischen Nachbarstaat neben sich anzuerkennen.

Von einer besonderen, für jene Kreise jedoch symptomatischen Perfidie ist es zu guter Letzt, eine solchermaßen besetzte Veranstaltung zielgenau zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 2013 durchzuführen – in der Einladung zu der Tagung wird dieser Jahrestag noch nicht einmal erwähnt.

Das Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) hat Stellungnahmen zum öffentlichen Vortrag von Brian Klug auf der internationalen Konferenz am 8–9. November 2013 zu „heutigem Antisemitismus in Europa“, organisiert und ausgerichtet vom Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA), der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) sowie dem Jüdischen Museum Berlin, von folgenden Personen erhalten:

  • Prof. Dr. Gerald Steinberg, Politikwissenschaft, Bar-Ilan Universität
  • Isi Leibler, ehem. Vorsitzender Jüdische Gemeinde Australien; Jerusalem
  • Dr. Günther Jikeli, Co-Direktor, International Institute for Education and Research on Antisemitism Berlin/London; Moses Mendelssohn Zentrum; Potsdam
  • Dr. Mordechai Kedar, Begin-Sadat-Center (BESA), Bar-Ilan Universität
  • Ben Cohen, Journalist; New York City
  • Dr. Denis MacShane, ehemaliger Minister in Großbritannien und langjähriger Parlamentarier (1994–2012) der Labour-Partei; London
  • Prof. Dr. Neil Kressel, Psychologie und Vorsitzender des ‚Honors Program‘ in den Sozialwissenschaft; Wayne, New Jersey
  • Sam Westrop, , Direktor, Stand for Peace; Senior Fellow, Gatestone Institute; London
  • Jörg Rensmann, Vorstand, Scholars for Peace in the Middle East (SPME)/German Chapter
  • Prof. Dr. Efraim Karsh, Nahost- und Mittelmeerstudien, Kings College; Politikwissenschaft, Bar-Ilan Universität; London
  • Jonathan Hoffman, Zionist Federation (ZF); London
  • Richard Millett, London
  • Prof. Dr. Norman Simms, Department of Humanities and English, Hamilton, Neuseeland
  • Samuel Laster, Herausgeber juedische.at, Wien
  • André Freud, Israelitische Kultusgemeide Nürnberg
  • Prof. Dr. Elhanan Yakira, Professor für Philosophie, Hebräische Universität Jerusalem

Alle Statements sind in dem Dossier hier zu finden.

Fast alle Texte wurden in kurzer Zeit exklusiv für BICSA verfasst. BICSA bedankt sich sehr herzlich bei allen Autoren!

 

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